Deutschland
Peitschen- und Stockschläge im Internat
26.03.2010
Im Knabeninternat in Bayern fand schwere Misshandlung von Schülern statt.
Im Windsbacher Knabeninternat in Bayern mit seinem weltberühmten Chor hat es früher gravierende Misshandlungen von Schülern und Chorsängern gegeben. Nachforschungen hätten "sehr bedrückende" Momentaufnahmen vor allem aus den 50er und 60er Jahren gezeigt, sagte Internatsleiter Thomas Miederer am Freitag. Sollten sich neue, noch nicht verjährte Vorwürfe ergeben, würden diese sofort an die Staatsanwaltschaft weitergegeben. Zwei seiner Vorgänger sowie ein Chorleiter hätten die Kinder und Jugendlichen in dem fränkischen Internat mit Peitschen- und Rohstockschlägen sowie Ohrfeigen malträtiert. "Ich bedaure das Geschehene zutiefst und entschuldige mich bei den Opfern", sagte Miederer, der das Internat seit 2001 leitet.
Heute gilt Null Toleranz
In den 50er Jahren habe sich ein im Chor
eingesetzter Hospitant sexuell an Schülern vergangen. Er sei aber schon nach
kurzer Zeit von der Schule verwiesen und verurteilt worden. Im Jahr 2000
oder 2001 sei es zu Übergriffen eines Praktikanten gekommen; auch er sei
verurteilt worden. Jüngere Schüler seien auch immer wieder von älteren
misshandelt worden. "Darunter haben offensichtlich viele gelitten", sagte
er. Für die heutige Schulleitung "gibt es solchen Übergriffen gegenüber Null
Toleranz", betonte Miederer. Nicht bestätigen könne er, dass drei
Selbstmorde von Schülern mit den Erziehungsmethoden in Windsbach zu tun
gehabt hätten. In allen drei Fällen hätten sich andere Motive ergeben.
Flächendeckende Misshandlungen
Bei der als externe
Ansprechpartnerin eingesetzten Psychologin Ulrike Winkler von Mohrenfels
hatten sich in den vergangenen Tagen 18 der 2.000 ehemaligen
Internatsschüler telefonisch gemeldet. Die meisten bestätigten psychische
oder körperliche Gewalttaten. Aber es könne nicht abgeleitet werden, dass
die Misshandlungen flächendeckend stattgefunden hätten, sagte Mohrenfels.
"Einige sagten auch, sie hätten nichts dergleichen erlebt oder beobachtet,
und für sie sei es die schönste Zeit in ihrem Leben gewesen."