Paralympics-Star vor Gericht
Pistorius: So lief das Drama ab
19.02.2013
Das iPad der Getöteten wurde am Boden des Schlafzimmers gefunden.
Die Staatsanwaltschaft hat in einer Anhörung am Dienstag dem Paralympics-Star Oscar Pistorius "vorsätzlichen Mord" an seiner Freundin Reeva Steenkamp (29) vorgeworfen. Pistorius habe eine "unschuldige und unbewaffnete Frau" erschossen und außerdem ein Mordmotiv, sagte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer vor dem Magistratsgericht in Pretoria. Zur selben Zeit wurde Steenkamp in ihrer Heimatstadt beigesetzt.
Die Ermittlungen nahmen unterdessen weiter Fahrt auf. Die Polizei richtete ihren Fokus auf das iPad der ermordeten Reeva Steenkamp gerichtet. Es besteht die Möglichkeit, dass das Model in der Todes-Nacht eine Nachricht auf ihrem Tablet erhielt, die fatale Folgen hatte, heißt es aus Ermittlerkreisen. Fest steht: das iPad wurde auf dem Schlafzimmer-Boden gefunden und wird jetzt intensivst untersucht, berichtet "Daily Mail".
Trauerfeier für Reeva Steenkamp
In Steenkamps Heimatort Port Elizabeth nahmen Dutzende Freunde und Familie Abschied von der 29-Jährigen. Der mit einem weißen Tuch bedeckte und mit weißen Blumen bedeckte Sarg wurde zu einer privaten Trauerfeier in die Kapelle des Krematoriums getragen, wo er später eingeäschert wurde. Steenkamps Familie sprach von einer einfachen, aber würdevollen Zeremonie. An einigen Stellen hätten die Trauernden in Erinnerung an die lebensfrohe junge Frau lächeln müssen.
Mordanklage
In Pretoria steht der "Blade Runner" in den kommenden zwei Tagen vor Gericht. Fünf Tage nach den Schüssen wird der 26-Jährige offiziell wegen Mordes angeklagt. Er habe eine "unschuldige Frau" getötet, erklärte die Staatsanwaltschaft vor Gericht in Pretoria.
Er habe seine Prothesen angezogen, sei bis zum verschlossenen Badezimmer gelaufen und habe seine Freundin durch die verschlossene Tür erschossen. Laut Anklage feuerte Pistorius vier Schüsse ab, drei davon trafen seine Freundin und verletzten sie tödlich.
Grafik: Getty Images
Pistorius streitet Absicht ab
Der ernst wirkende Pistorius brach bei seiner Anhöherung wieder in Tränen aus, bestritt den Mordvorwurf aber aufs Schärfste. In einer eidesstattlichen Erklärung wies er die Mordvorwürfe der Staatsanwaltschaft erneut "entschieden" zurück. Er habe sie für einen Einbrecher gehalten. Reeva habe mit ihm die Nacht verbracht. "Wir waren sehr verliebt. Wir konnten nicht glücklicher sein", las Pistorius' Anwalt Barry Roux aus der eidesstattlichen Erklärung vor.
Doch dann habe er nachts jemanden in der Toilette gehört. Er sei schon einmal Opfer von Gewalt gewesen und habe deshalb stets ein Gewehr unter seinem Bett. "Ich hatte schreckliche Angst und fühlte mich ohne meine Prothesen sehr verletzlich. Ich schoss durch die geschlossene Tür und schrie". Bereits während der Ausführungen des Staatsanwalts war Pistorius in Tränen ausgebrochen. Während der Verlesung der eidesstattlichen Erklärung verlor der 26-Jährige so sehr die Fassung, dass Richter Desmond Nair die Sitzung kurz unterbrechen musste. Kurze Zeit später vertagte er sie auf Mittwoch.
Kaution unwahrscheinlich
Eine Äußerung des Richters deutete darauf hin, dass die Chancen des Ausnahmesportlers, bis zu seinem Prozess auf Kaution freizukommen, schlecht stehen. Er könne nicht ausschließen, dass die Tat geplant gewesen sei, sagte Nair. Dies würde bedeuten, dass eine Freilassung auf Kaution so gut wie unmöglich wäre. Allerdings wies der Richter darauf hin, dass sich seine Einschätzung bis zur endgültigen Entscheidung noch ändern könnte. Dennoch brachen bei seinen Worten Pistorius' Vater Henke und seine Schwester Aimee in Tränen aus.
Die südafrikanischen Zeitung "The Times" berichtete unterdessen unter Berufung auf die Ermittler, Pistorius habe an dem Abend vor der Tat seinen Wagen nicht wie üblich in der Garage geparkt, sondern mitsamt Schlüssel davor stehen lassen.