Der Ex-Verteidigungsminister hat laut Universität vorsätzlich gehandelt.
Der deutsche Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat nach Überzeugung der Universität Bayreuth bei seiner Doktorarbeit vorsätzlich getäuscht. Der Vorwurf "vorsätzlichen wissenschaftlichen Fehlverhaltens" sei berechtigt, stellte die Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft" fest. "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat", erklärte die Universität Bayreuth am Freitag.
Die Hochschule hatte Guttenberg bereits am 23. Februar den Doktortitel aberkannt. Am 1. März legte er auf massiven Druck aus Politik und Wissenschaft sein Ministeramt nieder.
Kompletter Plagiats-Bericht wird kommende Woche präsentiert
Über die ganze Arbeit verteilt fänden sich Stellen, die als Plagiat zu qualifizieren seien, heißt es in der Mitteilung der Universität. Besonders deutlich lasse sich dies anhand der verwendeten Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages veranschaulichen. Den kompletten mehr als 40-seitigen Bericht der Selbstkontroll-Kommission wollen Hochschulpräsident Rüdiger Bormann und der Kommissionsvorsitzende Stephan Rixen am kommenden Mittwoch (11. Mai) bei einer Pressekonferenz vorstellen.
Keine Mitverantwortung von Doktorvater und Gutachter
Eine Mitverantwortung von Guttenbergs Doktorvater Peter Häberle und des Zweitgutachters Rudolf Streinz im Rahmen des Promotionsverfahrens sieht die Kommission aber nicht. Allerdings hätte die Benotung der Doktorarbeit mit dem Prädikat "summa cum laude" einer ausführlicheren Erklärung bedurft, hieß es. Es sei nicht ersichtlich, welche hervorstechenden Thesen oder besonderen Ergebnisse der Arbeit die Vergabe der Höchstnote gerechtfertigt hätten.
Viele Hinweise auf bewusste Täsuchung
Nach Überzeugung der Kommission hat sich Guttenberg immer wieder die Autorenschaft für fremde Texte angemaßt. Das setze bewusstes Vorgehen voraus. Dafür sprächen eine Vielzahl von Indizien wie Umformulierung der Originaltexte, Umstellung der Syntax, Verwendung von Synonymen und einzelne Auslassungen. Guttenberg hatte der Kommission am 26. April eine dreiseitige Stellungnahme zu den Vorwürfen übermittelt. Über deren Inhalt wurde am Freitag noch nichts bekannt.
Betreuung der Doktoranden soll verbessert werden
In ihrem Bericht gibt die Kommission der Hochschulleitung auch Empfehlungen, wie die Betreuung von Doktoranden verbessert werden kann. Einzelhalten sollen ebenfalls am Mittwoch bekanntgegeben werden. Dann soll der komplette Bericht auch im Internet unter www.uni-bayreuth.de veröffentlicht werden. Nach längerem Zögern hatte Guttenberg der Veröffentlichung zugestimmt. Dies sei im Interesse der Aufklärung des Sachverhalts und zum Schutze des Ansehens der Universität Bayreuth geschehen.