Bill Clinton heißt nicht um sonst Comeback-Kid, ein Stehaufmännchen, nicht unterzukriegen, weder durch die einstigen Sexskandale noch seinem nunmehr 13-jährigen Daseins als Oval-Office-Pensionisten. 2012 rettete er mit einer dramatischen Rede Barack Obama beim Parteitag in Charlotte die Wiederwahl, jetzt will er seine Partei vor einer Niederlage bei den heurigen Midterm-Wahlen bewahren.
Gewohnt launig warf sich Big Bill am Dienstag in Kentucky für Senats-Kandidatin Alison Lundergan Grimes in die Schlacht. Das Rennen ist signifikant: Die attraktive Anwältin fordert niemand geringeren heraus als Senats-Minderheitsführer Mitch McConnell, ein rechtes Urgestein im Kongress-Oberhaus. Signifikant scheint auch: Viele Demokratien wollen sich in der Midterm-Wahlschlacht lieber von Bill Clinton helfen lassen als von ihrem Parteifreund im Oval Office, Barack Obama.
Der Präsident ist zwar nicht mehr so toxisch wie Ende letzten Jahres, als er im Chaos der kaputten Obamacare-Websites versank. Obamas Popularitätswerte zogen zuletzt ein wenig an, liegen bei 46 %. Doch recht mitreißen will der einstige Polit-Messiahs niemanden so richtig. Der mit 70 Prozent Zustimmung hochpopuläre Clinton tut sich freilich bei den "Dems" leichter, die Marschbefehle auszugeben: Verteidigt die Gesundheitsreform, setzt euch für populärer Themen wie höhere Löhne und eine wachsende Wirtschaft ein, attackiert die Blockierer-Republikaner. Das war jedenfalls Bills Tenor beim Auftritt in Kentucky.
Das Comeback der Clintons läuft natürlich auch an anderen, noch wichtigeren Fronten: Hillary ist derzeit 2016-Favoritin, sie könnte als erste Frau ins Oval Office einziehen. Laut einer jüngsten Umfrage wünschen sich acht von zehn Demokraten, dass sie antritt. Die Ex-Außenministerin will heuer entscheiden. Mit Bill hätte sie natürlich einen effektiven Wahlhelfer an ihrer Seite, auch wenn ihm 2008 im damaligen Primaries-Krimi gegen Obama arge Schnitzer unterliefen.
Dennoch: Derzeit scheinen die Clintons kaum zu stoppen. Negativer Beigeschmack natürlich: Auch Bills alte Sexskandale werden wieder aufgewärmt - fast ist es, als wäre die US-Politik durch ein Zeitloch in die Neunziger gestürzt.
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