Scharfe Kritik

Politikerin wettert nach Verhaftung von Videotänzerin (17)

11.07.2018

'Anstatt sich mit diesen Problemen zu befassen, kümmert man sich um den Tanz einer Teenagerin.'

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Die Verhaftung einer jungen Frau wegen Tanzvideos im Internet ist nach einer Welle der Entrüstung im Iran nun auch von einer Abgeordneten scharf kritisiert worden. "Wir fordern von den Herrschaften, die im Land solche Entscheidungen treffen, endlich den Unterschied zwischen ihrer und der jetzigen Generation zu begreifen", sagte die Vorsitzende der Frauenfraktion, Parvaneh Salahshuri, am Mittwoch.

Gezwungenes Geständnis

"Die Menschen haben in einigen Teilen des Landes wegen Wassermangels kein Trinkwasser, es gibt zahlreiche Korruptionsskandale ... Anstatt sich mit diesen Problemen zu befassen, kümmert man sich um den Tanz einer Teenagerin", sagte die Abgeordnete laut der Nachrichtenagentur ISNA. Das Land brauche in dieser kritischen Phase - mit Sanktionen der USA und der Gefahr einer erneuten internationalen Isolierung - "Entspannung, nicht noch mehr Spannung". Ein gezwungenes Geständnis von einer jungen Frau im Staatsfernsehen sei außerdem ein gefundenes Fressen für die ausländischen Medien, um die gesellschaftlichen Vorurteile gegen den Iran zu bekräftigen

Hintergrund der Kontroverse ist die Verhaftung der 17-jährigen Maedeh Hojabri, die auf Instagram Hunderte Videos gestellt hatte, in denen sie zu persischen Popliedern tanzt. Sie wurde festgenommen und musste weinend im iranischen Staatssender IRIB Reue zeigen. Viele Perser haben in Solidarität mit der jungen Frau auf sozialen Medien ihre eigenen Tanzvideos gepostet. Die Reaktionen der Iraner richteten sich vor allem gegen die Justiz und Moralwächter des Landes.

Soziale Medien als "Problem"

Soziale Dienste wie Instagram, Twitter und Facebook werden für das islamische Establishment im Iran immer mehr zu einem Problem, da viele Perser dort de facto das machen und schreiben, was im Land eigentlich verboten ist. Die Justiz fordert daher, dass alle sozialen Netzwerke geschlossen werden. Allerdings würde das auch nicht viel nutzen, weil fast alle Iraner mit einem sogenannten VPN-Tunnel auch auf verbotene Internetseiten zugreifen können.

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