Bluttat mit 18 Toten

Polizei sucht mit Tauchern und Helikoptern nach Amokläufer

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Über einen Tag nach dem Amoklauf im US-Bundesstaat Maine ist der Täter weiter auf der Flucht. Die Polizei von Lewiston erhält Unterstützung von Einheiten aus anderen US-Bundesstaaten und dem FBI.

Augusta (Maine). Nach dem Massaker mit 18 Toten im US-Bundesstaat Maine sucht die Polizei weiter mit einem Großaufgebot nach dem Schützen. Die ländliche Gegend im Nordosten der USA mit Waldgebieten, Sümpfen und Flüssen erschwert Experten zufolge die Suche nach dem mutmaßlichen Täter - ebenso die Tatsache, dass der Mann sich in der Region gut auskennt und ein militärisches Training durchlaufen hat.

Im Zuge der Großfahndung umstellten Dutzende Polizisten am Donnerstagabend (Ortszeit) vorübergehend ein Haus, das der Familie des Tatverdächtigen Robert Card gehört. Der Reservist der US-Armee hatte am Vorabend in der Kleinstadt Lewiston in einem Bowlingcenter und in einer Bar 18 Menschen erschossen und 13 weitere verletzt.

Es war zunächst unklar, ob sich der 40-Jährige in dem Einfamilienhaus in Bowdoin in der Nähe von Lewiston aufhielt. Die Polizei setzte Drohnen, einen Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge ein und forderte per Lautsprecher: "Bitte kommen Sie heraus" und "Wir wollen nicht, dass jemand verletzt wird".

Polizei findet Notiz im Haus des Killers

Später am Abend zog die Polizei wieder ab und erklärte, es habe sich um eine Routinemaßnahme gehandelt. Berichten zufolge fanden die Ermittler eine Notiz im Haus des Mannes. Sie machten aber keine Angaben über deren Inhalt. Die Familie des Tatverdächtigen kooperiert mit der Polizei. Die Schwester des Mannes soll Ermittlern laut dem Sender ABC gesagt haben, sie glaube, ihr Bruder habe an den Tatorten nach einer Ex-Freundin gesucht. Er und die Ex-Freundin hätten sich häufig in dem Freizeitzentrum und dem Grillrestaurant aufgehalten.

In mehreren Ortschaften wurden die Bewohner aufgefordert, weiter in ihren Häusern zu bleiben. Gouverneurin Mills warnte, Card sei "bewaffnet und gefährlich". Gegen Card sei Haftbefehl ausgestellt worden, teilte Polizeisprecher William Ross vor Journalisten mit. Die Menschen sollten sich ihm unter keinen Umständen nähern.

Taucher und Helikopter im Einsatz

Mike Sauschuck, Leiter der Behörde für öffentliche Sicherheit in Maine, gab heute eine Pressekonferenz, in der er zuerst den Angehörigen der Opfer sein Beileid ausdrückte. Die Behörden würden intensiv ermitteln, wie es zum Amoklauf gekommen ist. Inzwischen seien bei der Polizei über 500 Hinweisen aus der Bevölkerung eingegangen. Jede Spur werde mit höchster Sorgfalt verfolgt, so Sauschuck.

Am Freitag werden Helikopter und Taucher die Gegend absuchen, in der Robert Card sein Auto abgestellt hat. Der Behörden-Leiter erklärt, dass die Taucher-Teams ferngesteuerte Fahrzeuge mit Sonartechnik einsetzen können, um nach Schatten oder Bewegungen zu suchen.

Auch die US-Küstenwache fahndet

Auch die US-Küstenwache fahndete nach dem 40 Jahre alten Verdächtigen, da eine Flucht per Boot nicht ausgeschlossen wurde. In der Region herrscht Ausnahmezustand.

Die weitere Umgebung soll abgesucht werden. Außerdem würden die Ermittlungen beim Bowlingcenter, wo Robert Card das Feuer eröffnet hatte, weiter vorangetrieben. 

Die Polizei warnte Bewohner vor dem Flüchtigen und rief die Menschen in mehreren Gemeinden weiter dazu auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Sicherheitsbehörden schließen aber auch nicht aus, dass der Verdächtige Suizid begangen haben könnte.

Schutzanordnungen bleiben in Kraft

Sauschuck verkündete bei der Pressekonferenz, dass die geltenden Schutzanordnungen weiter in Kraft bleiben würden. Noch sei unklar, wann sie enden werden – die Entscheidung dazu werde laufend überprüft. In Kraft ist die Anordnung derzeit in Lisbon, Lewiston, Auburn und Bowdoin – die Gebiete, in denen eine "hohe Aktivität" des Verdächtigen festgestellt wurde.

Schüsse in Maine: 18 Tote, Fahndung nach Täter
© APA/AFP/Joseph Prezioso
× Schüsse in Maine: 18 Tote, Fahndung nach Täter

Inzwischen seien acht der 18 Opfer identifiziert worden, so Sauschuck. 

Die Polizei von Lewiston veröffentlichte Aufnahmen von Überwachungskameras, die den Angreifer zeigen, wie er mit einem halbautomatischen Gewehr im Anschlag das Bowlingcenter betritt. Dabei wirkte er ruhig und gelassen. Den Behörden zufolge ist Card geprüfter Ausbilder für Schusswaffen.

Schüsse in US-Staat Maine: Mindestens 22 Tote, bis zu 60 Verletzte
© Getty
× Schüsse in US-Staat Maine: Mindestens 22 Tote, bis zu 60 Verletzte

Ein langjähriger Nachbar, Dave Letarte, sagte, die Nachricht von dem Schusswaffenangriff habe ihn "sprachlos" gemacht. "Das hätte ich nie von ihm gedacht", sagte er.

Schütze tötete 18 Menschen

Der Schütze hatte am Mittwochabend in einem Freizeitzentrum mit Bowlingbahnen und in einem Grillrestaurant in der kleinen Stadt Lewiston das Feuer eröffnet. Am ersten Tatort tötete er sieben Menschen, am zweiten acht. Drei weitere Opfer starben kurz nach der Tat im Krankenhaus. Weitere 13 Menschen wurden verletzt. Das Motiv des Täters ist bisher unbekannt. Eine Überlebende, die ihre Schwester bei der Bluttat verloren hat, sagte dem Sender CNN: "Wir waren beim Bowling und hörten einen großen Knall." Sie sei sich zunächst nicht sicher gewesen, was los war. Dann habe sie aber mehrere Schüsse gehört. "Ich rannte so weit, wie ich konnte."

Die Polizei identifizierte den Reservesoldaten Robert Card als mutmaßlichen Täter. Nach Informationen der "Washington Post" hatte er sich im Jahr 2002 zum Militärdienst gemeldet, allerdings keine Kampfeinsätze absolviert. Er habe Ingenieurtechnik studiert, aber keinen Abschluss gemacht. Die Zeitung berichtete auch, das Verhalten des Mannes sei Kollegen vor ein paar Monaten seltsam vorgekommen. Er soll schließlich zwei Wochen in psychiatrischer Behandlung gewesen sein und sich Berichten zufolge eingebildet haben, Stimmen zu hören.

Card war für zwei Wochen in psychiatrischer Behandlung

Nach Angaben der US-Armee meldete Card sich im Dezember 2002 als Freiwilliger. Er war demnach Oberfeldwebel der Reserve, aber nie an Kampfeinsätzen beteiligt. Ein Armeesprecher teilte mit, Card sei weder bei der Armee als Ausbilder für Schusswaffen trainiert worden, noch habe er in dieser Funktion für sie gearbeitet. Laut einer Website der US-Armee ist Card Spezialist für die Treibstoffversorgung der Armee.

Medienberichten zufolge war Card im Sommer für zwei Wochen in psychiatrischer Behandlung. ABC News zufolge drohte er mit einem Angriff auf eine Einrichtung der Nationalgarde. NBC News berichtete unter Berufung auf eine Mitteilung der Strafvollzugsbehörden, Card habe über "psychische Probleme" geklagt und unter anderem Stimmen gehört. Demnach bedrohte er den Standort der Nationalgarde in Saco, Maine. Behördenvertreter wollten sich zu den Berichten zunächst nicht äußern. Das Tatmotiv sei weiter unklar, erklärten sie.

Bewohner beschrieb Familie als "Waffenfanatiker"

Liam Kent, ein Bewohner von Maine, sagte NBC, er sei in der Nähe von Card und seiner Familie aufgewachsen. Er beschrieb sie als "Waffenfanatiker", die zudem rechtsgerichteten Milizen nahestünden. "Es ist stadtbekannt, dass man sich von ihnen fernhalten sollte", sagte Kent.

Bei dem Angriff von Lewiston handelt sich um einen der folgenschwersten Schusswaffenangriffe in den USA seit einem Massaker auf einem Musikfestival in Las Vegas mit 60 Toten im Jahr 2017.

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