Joachim Gauck ist mit überwältigender Mehrheit zum neuen deutschen Bundespräsidenten gewählt worden. Die Erwartungen sind hoch.
Berlin. Am Sonntag um 14.25 Uhr war es endlich soweit: Joachim Gauck nahm die Wahl zum Staatschef an, die Deutschen hatten ihren lang ersehnten Präsidenten der Herzen. Nach der Wahl gab es erst Blumen und Glückwünsche von Kanzlerin Angela Merkel, dann trat der ehemalige Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler sichtlich bewegt ans Pult: „Was für ein schöner Sonntag“. Es ist eine Dreifach-Premiere: Gauck ist der erste Parteilose im höchsten Staatsamt und der erste Ostdeutsche, der ins Berliner Schloss Bellevue einzieht. Außerdem ist der 72-Jährige das älteste Staatsoberhaupt in der Geschichte der Bundesrepublik. Mit Tränen in den Augen erinnerte Gauck dann in seiner Antrittsrede daran, dass er genau vor 22 Jahren selbst das erste Mal frei wählen durfte. Er beschrieb seine Freude, endlich ein freier Bürger zu sein. Er will sein Lebensmotto zum Leitmotiv seiner Präsidentschaft machen: Den Kampf für Freiheit fortsetzen.
Gauck soll dem Amt die Würde zurückgeben
Gauck, den 11. Bundespräsidenten, begleiten gewaltige Erwartungen. Er soll das Amt, dessen Würde und Ansehen gelitten haben, wieder zu alter Höhe aufrichten. Theologe Gauck erhielt 991 von 1.228 Stimmen der Bundesversammlung, gut 80 Prozent. Jedoch versagten Gauck 103 Delegierte aus dem eigenen Lager die Stimme.
Für Gaucks Gegenkandidatin Beate Klarsfeld votierten 126 Delegierte.
First Lady will nicht heiraten
Berlin. Es ist die erste „Wilde Ehe“ im Schloss Bellevue, dem Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten in Berlin. Daniela Schadt, die Lebensgefährtin von Joachim Gauck, denkt nicht daran, wegen des neuen Amtes in den Stand der Ehe zu treten. Dazu müsste sich Gauck auch erst einmal von seiner Frau Gerhild scheiden lassen, mit der er seit 1959 verheiratet ist. Seit 1991 leben sie getrennt, seit dem Jahr 2000 ist Gauck mit Schadt liiert.
„Nachdem nicht nur Joachim und ich, sondern die ganze Familie mit unserer Regelung gut leben können, kann vielleicht auch der Rest der Gesellschaft damit leben“, lacht die Ex-Journalistin und neue First Lady.