Nach 98 Tagen im Wald ruht sie such nun auf Gut Aiderbichl aus.
Auch Kühe besitzen Mutterinstinkte. Der Abtransport von Yvonne glich einem Torero-Kampf in einer Stierarena (fünf Mann stieß sie um, die erste Betäubung wirkte nicht). Als Yvonne auf Gut Aiderbichl (Deggendorf) zum ersten Mal ihren Sohnemann „Friesi“ muhen hörte, wurde die wilde Ausreißerin aber ganz zahm.
„Wir hatten ein wenig Angst, wie Yvonne reagieren würde. Ein Fluchtversuch war naheliegend“, erzählt Tierschützer Michael Aufhauser. Also ließ der Rinder-Papa zur Sicherheit die Boxenwände erhöhen. Statt eines befürchteten Fluchtversuchs beschnupperte sie ganz liebevoll ihren Sohn. „Die beiden liegen nebeneinander glücklich im Stall und ich hoffe, Yvonne lebt noch 25 Jahre“, so Friesacher.
Yvonne wird auf Aiderbichl nicht zum „Schaustück“
Die neue Heimat der mittlerweile weltberühmten Yvonne – sie schaffte es bis in die New York Times – ist Gut Aiderbichl in Deggendorf/ Bayern. Und dort wird sie auch bleiben. Eine Rückkehr nach Österreich – auf Gut Aiderbichl in Salzburg – schließt Tierschützer Aufhauser aus. Der Grund: Yvonne müsste vier Wochen in Quarantäne. „Das will ich ihr ersparen.“
Den Bekanntheitsgrad von Yvonne möchte Aufhauser nicht ausschlachten. „Derzeit lassen wir gar keine Besucher zu ihr. Sie braucht jetzt Ruhe. Aber auch in Zukunft wird es keine T-Shirts oder Kalender von Yvonne geben. Ich mache sie nicht zum Schaustück“, verrät Aufhauser. So wie alle 400 Rinder auf Gut Aiderbichl soll Yvonne mit ihrem Sohn hier ihr verdientes Gnadenbrot bekommen. Ende gut, alles gut.
Aufhauser wehrt sich gegen Kritik an Abtransport
Verärgert ist Aufhauser nur über den Yvonne-Finder Konrad Galneder (er kassiert von Gut Aiderbichl 10.000 Euro Finderlohn). Galneder kritisierte den „unprofessionellen“ Abtransport von Yvonne: Die erste Betäubungsspritze wirkte nicht, Yvonne brauchte eine zweite Spritze. „Alles Quatsch“, kontert Aufhauser. „Wir haben eine Koryphäe auf dem Gebiet der Tierbetäubung engagiert. Und jetzt will ein Bauer erzählen, wie es richtig geht. Yvonne ist eben eine außergewöhnlich starke Kuh. Deswegen brauchte sie eine zweite Spritze“, kommentiert der Tierschützer. „Das war keine Qual – was aber auf den Schlachthöfen mit den Kühen passiert, ist wirklich schlimm."
"Betäubung war keine Qual"
ÖSTERREICH: Herr Aufhauser, Yvonne ist seit gestern in Gut Aiderbichl. Wie geht es ihr?
Michael Aufhauser: Yvonne lebt gemeinsam mit ihrem Sohn Friesi in einem gesperrten Stall. Sie bekommt jetzt eine Ruhephase. Wir hatten ein wenig Angst, wie sie bei ihrer Ankunft reagieren würde. Aber Mutter und Sohn liegen glücklich nebeneinander im Stall.
ÖSTERREICH: Hat Yvonne die 98 Tage im Wald ohne Verletzungen überstanden?
Aufhauser: Eines ihrer Hörner ist abgebrochen. Sonst sieht man Yvonne nicht an, dass sie ein Vierteljahr lang alleine im Wald lebte.
ÖSTERREICH: Warum ist Yvonne auf Gut Aiderbichl in Bayern?
Aufhauser: Damit Yvonne wieder nach Österreich darf, müsste sie vier Wochen in Quarantäne. Grund dafür ist ein Kuhvirus, das es in Deutschland gibt, aber nicht in Österreich. Diese Quarantäne möchte ich Yvonne ersparen. Deswegen bleibt sie in Deggendorf.
ÖSTERREICH: Warum ist die Betäubung von Yvonne erst schiefgelaufen?
Aufhauser: Wir haben für die Betäubung eine Koryphäe engagiert. Henning Wiesner ist der beste Tiernarkotiseur. Die zweite Spritze war für Yvonne keine Qual. Sie ist eben sehr stark, sonst hätte sie nicht ausbüxen können.