Nach Übergriffen von Flüchtlingen

Proteste gegen Flüchtlingslager von Calais

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Fernfahrer und Einzelhändler fordern die schnelle Schließung des "Dschungels".

Lastwagenfahrer, Landwirte und Anrainer haben gegen das Flüchtlingslager im nordfranzösischen Calais protestiert und eine schnelle Schließung gefordert. Die Demonstranten blockierten am Montag mit dutzenden Lkws und Traktoren eine Autobahn in der Region. Im als "Dschungel" bekannten Flüchtlingslager am Ärmelkanal leben derzeit mindestens 6900 Menschen.

Dutzende Lastwagen und Traktoren fuhren am Montag in der Früh von zwei Städten aus extra langsam Richtung Calais und sorgten so für lange Staus. Rund 400 Demonstranten - Ladenbesitzer, Hafenarbeiter und Bewohner der Region - setzten sich zudem von Calais aus zu Fuß in Bewegung. Viele von ihnen trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Ich liebe Calais", auf Spruchbändern standen Slogans wie "Die Bewohner von Calais sind eingesperrt, die Flüchtlinge sind frei!"

Autobahn blockiert

An der Demonstration beteiligte sich zwischenzeitlich auch die konservative Bürgermeisterin von Calais, Natacha Bouchart. Nahe der Zufahrt zum Tunnel unter dem Ärmelkanal blockierten die Protestierenden dann eine Autobahn.

"Wir werden uns nicht bewegen", sagte Frederic Van Gansbeke, Sprecher eines Zusammenschlusses von Ladenbesitzern und Unternehmern aus der Region. "Wir warten auf Antworten der Regierung." Er forderte unter anderem Finanzhilfen für Unternehmen: Viele Firmen hätten sich verschuldet, weil sie wegen der Flüchtlinge ihre Sicherheitsvorkehrungen hätten verstärken müssen.

"Wir wollen ein Datum", sagte ein Demonstrant am Montag dem Sender BFMTV mit Blick auf die geforderte Räumung des Lagers. "Die Situation hier ist ein echtes Pulverfass", sagte der Landwirt Xavier Foissey dem Sender franceinfo. "Wenn die Behörden nichts tun, droht ein Drama." Ein Taxifahrer erzählte, die Migranten nähmen enorme Risiken auf sich, "und bringen uns damit auch in Gefahr".

Flüchtlinge stoppen Lkws

Immer wieder stoppen Flüchtlinge vor dem Eingang des Hafens von Calais Lastwagen, um an Bord der Fahrzeuge versteckt auf Fähren zu gelangen. Transportunternehmen kritisieren die Zustände schon seit Langem als unhaltbar. "Wir fragen uns jeden Morgen, ob unser Arbeitstag verdorben wird, ob ein Flüchtling eine Lkw-Plane aufschlitzt", sagte der Chef eines Transportunternehmens, Nicolas Lotin. Einzelhändler in Calais beklagen negative Auswirkungen auf ihr Geschäft.

Im Flüchtlingslager von Calais leben den Behörden zufolge 6900 Flüchtlinge und damit so viele wie nie zuvor seit seiner Entstehung im Frühjahr 2015. Hilfsorganisationen sprechen sogar von mehr als 9000 Bewohnern. Die meisten der Flüchtlinge hoffen, über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu kommen.

Schließung angekündigt

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte Ende vergangener Woche zwar eine Schließung des Lagers angekündigt; einen präzisen Zeitplan nannte er aber nicht. Bereits im März hatten die Behörden den südlichen Teil des Flüchtlingslagers geräumt. Die Flüchtlinge wichen aber einfach in den nördlichen Teil des Lagers aus, die Zahl der Bewohner wuchs weiter.

Das Thema hat auch Brisanz für den anstehenden Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich. Der konservative Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy forderte am Montag ein "geschlossenes Zentrum" auf britischem Boden, um Asylanträge dort zu bearbeiten. Zwischenstaatliche Verträge sehen vor, dass die britische Grenze bereits in Calais kontrolliert wird - dies sorgt immer wieder für Kritik, vor allem von französischen Oppositionspolitikern.

Nach Frankreich sind viel weniger Flüchtlinge gekommen als beispielsweise nach Deutschland. Trotzdem hat das Land große Schwierigkeiten bei ihrer Unterbringung. Die Regierung will in Aufnahmezentren mehr Plätze schaffen - viele Flüchtlinge wollen aber gar nicht in Frankreich Asyl beantragen, sondern setzen auf eine Weiterfahrt nach Großbritannien.

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