Auch Österreicherinnen vorort

Proteste überschatten Giftbusen-Prozess

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Auch 73 Österreicherinnen klagen den PIP und dessen Ex-Chef Mas.

Im weltweiten Skandal um Billig-Brustimplantate der Firma PIP hat am Mittwoch unter regem öffentlichen Interesse der erste Strafprozess begonnen. Im südfranzösischen Marseille erschien PIP-Firmengründer Jean-Claude Mas vor Gericht, der sich zusammen mit vier früheren Angestellten wegen des Vorwurfs der schweren Täuschung und des Betrugs verantworten muss. In dem Mammutprozess, der bis zum 17. Mai dauern soll, haben sich mittlerweile 5.250 Frauen der Klage gegen den 73-Jährigen angeschlossen, darunter auch 73 Österreicherinnen.

Mas hatte im Polizeiverhör bereits gestanden, seine Silikon-Einlagen mit einem billigen Industriegel gefüllt und die Kontrolleure des TÜV Rheinland darüber getäuscht zu haben. Er versicherte aber, seine Produkte seien nicht gesundheitsschädlich. Rund zehn Jahre lang hatte er weltweit Hunderttausende seiner Implantate verkauft, vor allem in Südamerika, Großbritannien, Spanien und Frankreich, bevor die Einlagen im März 2010 verboten wurden.

Mehrere hundert Klägerinnen nahmen in Marseille persönlich am ersten Prozesstag teil. Sie standen dort erstmals dem PIP-Firmengründer gegenüber, der ihnen im Polizeiverhör vorgeworfen hatte, sie würden ihn nur "wegen der Kohle" vor Gericht zerren. Als Mas sein Einkommen nun mit 1.700 bis 1.800 Euro pro Monat aus einer Pension angab und sich als vermögenslos deklarierte, wurde er von einigen Anwesenden lautstark ausgebuht. Das Gericht drohte wiederholt mit der Räumung des Saales, sollten sich tumultartige Szenen wiederholen.

Drei Österreicherinnen
Die Klägerseite - darunter auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI), der drei geschädigte Österreicherinnen vertritt und in Person der Juristin Ulrike Wolf anwesend war - wurde bei Verhandlungsbeginn von rund 300 Anwälte vertreten. Zudem sind 200 Journalisten aus verschiedenen Ländern, darunter auch aus Deutschland und Österreich, akkreditiert. Das Gericht musste wegen der Größe des Prozesses in eine eigens umgebaute Halle auf dem Messegelände von Marseille umziehen. Kostenpunkt dieser Maßnahme der Justizverwaltung: 800.000 Euro.

Unklar ist, wer die Opfer entschädigen soll, denn die südfranzösische Firma PIP ist seit 2010 pleite. Die Billig-Silikoneinlagen reißen schneller und werden für Entzündungen verantwortlich gemacht. Bisher konnte aber nicht bewiesen werden, dass auch eine Reihe von Krebsfällen auf sie zurückgehen. Die Gesundheitsbehörden mehrerer Länder hatten die Frauen ab Ende 2011 aufgerufen, sich die Einlagen vorsichtshalber herausoperieren zu lassen.

"Wir erwarten, dass die Schuldigen die Strafe bekommen, die sie verdienen", sagte die Vorsitzende einer Opfervereinigung, Alexandra Blachere. Außerdem müssten die Opfer, auf die häufig mit dem Finger gezeigt werde, endlich als solche anerkannt und entschädigt werden. Anwalt Philippe Courtois, der 2.800 Frauen vertritt, hob hervor, die Aussage vor Gericht sei für viele Opfer "Teil der Therapie". Die Anwältin von 73 Österreicherinnen, Sigrid Preissl, sprach von einem "sehr bedeutenden materiellen und immateriellen Schaden" für die Frauen.

Heftige Schmerzen
Isabelle Traeger, die aus Paris zu dem Prozess anreiste, hatte die PIP-Einlagen infolge einer Brustkrebsoperation erhalten. Beim Aussteigen aus einem Flugzeug im Jahr 2010 hörte sie dann ein Geräusch "wie wenn eine Sehne reißt". Sie hatte heftige Schmerzen, ihre Brusteinlage war gerissen und Silikon trat aus. Sie zahlte 1.500 Euro für die Entfernung der Einlagen.

 Zum Prozessauftakt stellten Verteidiger vor Gericht eine Reihe von Anträgen auf Ungültigkeit des Prozesses, der bis zum 17. Mai dauern soll. Mas und den vier Mitangeklagten drohen bis zu fünf Jahre Haft wegen Betrugs. Gegen Mas laufen in Frankreich noch zwei andere Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Tötung sowie wegen betrügerischen Bankrotts.

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