Hoeneß

Protokoll des Steuer-Krimis

24.04.2013

So zockte Bayern-Chef - 61 % fordern Rücktritt.
 

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© Getty Images, APA/dpa
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FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß muss jetzt sogar darum zittern, ob er am Mittwoch überhaupt zum Rückspiel seiner Bayern nach Barcelona reisen darf. Er ist Beschuldigter in einem Steuer-Ermittlungsverfahren. Nur gegen fünf Mio. Kaution ist er noch auf freiem Fuß.

Seinen Reisepass durfte er zwar behalten. Bis vor Kurzem musste er sich aber zweimal wöchentlich bei den Behörden melden. 61 Prozent fordern inzwischen – laut BILD-Umfrage – seinen Rücktritt als Bayern-Boss .

Begonnen hat alles im Jahr 2000: Wurstfabrikant Hoeneß steckte in Finanz-Schwierigkeiten. Sein Freund Robert Louis Dreyfus, Chef von Adidas, half aus: Erst überwies Dreyfus (verstarb 2009) fünf Mio. Mark auf ein Schweizer Konto von Hoeneß. Dann flossen weitere 15 Mio. auf das Schweizer Konto: „Spielgeld“, sagt Hans Leyendecker, Aufdecker der Süddeutschen Zeitung, zu 
ÖSTERREICH.

Laut Leyendecker spekulierte Hoeneß leidenschaftlich mit Aktien (siehe Interview). Bei dem Geld, um das es sich nun dreht, handelt es sich offensichtlich um Gewinne aus Spekulationen, die 13 Jahre andauerten. Pikant: Die Geschäfte zwischen Hoeneß und Adidas-Chef Dreyfus begannen just in jener Zeit, als Adidas bei Bayern Mitgesellschafter wurde.

Anfang Jänner 2013 tauchten erste heiße Gerüchte über ein Schwarzgeldkonto von Hoeneß bei der Vontobel-Bank in Zürich auf. „Saubermann“-Hoeneß ging darauf in die Offensive: Gemeinsam mit seinem Steuerberater erstattete er Mitte Jänner bei seinem Finanzamt in Miesbach (Bayern) Selbstanzeige: „Damit wollte ich reinen Tisch machen“, behauptet der Präsident heute.

Bei der Finanzbehörde hat er damit eine Lawine losgetreten: Am 20. März wurde sein Haus am Tegernsee (von Gunter Sachs gekauft) durchsucht. Gleichzeitig ist wegen Fluchtgefahr ein Haftbefehl ausgestellt worden. Zumindest der ist inzwischen zurückgezogen – gegen fünf Mio. Euro Kaution.

Aufdecker-Journalist im Interview: ,Hoeneß hat massiv verloren‘

ÖSTERREICH: Ist Bayern-Boss Hoeneß ein Aktien-Zocker?
Hans Leyendecker:
Das kann man so sagen: Er hat einerseits massiv gewonnen, aber auch massiv verloren.

ÖSTERREICH: Um wie viel Geld geht es wirklich?
Leyendecker:
Das wissen wir nicht, vorerst ist nur ein Konto in der Schweiz bekannt.

ÖSTERREICH: Gegen Hoeneß wurde auch Haftbefehl erlassen?
Leyendecker:
Ja, der wurde am 20. März ausgestellt. Gegen eine Kaution von fünf Millionen ist er wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

,Da muss ich durch‘
Bayern-Boss Uli Hoeneß zockte über Jahre hinweg mit Aktien. Die Gewinne verstecke er auf einem Konto in der Schweiz. In Sport-Bild sprach er erstmals über seine folgenschwere Steueraffäre.

  • Saubermann-Image: „Mir ist klar, dass meine Glaubwürdigkeit darunter leidet. Aber da muss ich durch. Ich habe so viel Geld für soziale Projekte gespendet und werde das auch weiterhin tun.“
  • Steuerhinterziehung: „Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, den ich versuche, mit der Selbstanzeige zumindest halbwegs wiedergutzumachen. Ich will jetzt reinen Tisch machen. Das Gesetz bietet ja diese Möglichkeit.“
  • Schlechtes Gewissen: „Ich habe den Wunsch, wieder gut schlafen zu können.“
  • Mächtiger Präsident: „An einen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender bei Bayern München denke ich nicht.“

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