Bleibt Immunität?
Prügel-Skandal in Österreich-Botschaft
11.03.2010
Österreichs stellvertretender Botschafter in Kroatien soll seine Frau vor den Augen der Kinder verprügelt haben. Behält er seine Immunität?
Ein peinlicher Skandal hält Österreichs Diplomatie in Atem. Sämtliche kroatische Medien sind voll mit Storys über den „prügelnden österreichischen Spitzendiplomaten“ in der österreichischen Botschaft in Zagreb.
Die Ehefrau mit dem
Telefon verprügelt
Der Vorwurf:
Michael K., stellvertretender Botschafter in Kroatien, soll seine Frau
krankenhausreif geschlagen haben (es gilt die Unschuldsvermutung). Der
Vorfall hätte sich am Montagabend in der Wohnung des Diplomaten in der
Barutanskom Bregu im Zagreber Nobelviertel abgespielt. K. soll seine Frau
Silvie Madeleine, eine gebürtige Französin, nach einem Streit vor den Augen
der drei gemeinsamen Kinder mit dem Telefon malträtiert und anschließend aus
dem Haus geschmissen haben.
Gegen 20 Uhr flüchtete sich Silvie Madeleine K. auf das vierte Zagreber Polizei-Bezirkskommissariat und erstattete Anzeige. Die Polizei ließ die Frau in das Krankenhaus KBC Rebro einliefern, weil sie über starke Kopfschmerzen klagte.
In der Klinik wurden leichte Rippenverletzungen diagnostiziert, Silvie Madeleine K. wurde wieder in „häusliche Pflege“ entlassen und kehrte in die Wohnung zu ihrem Ehemann zurück.
Kroatische Polizei meldete den Vorfall nach Wien
Die Ehepartner
sollen sich nach dem Streit wieder versöhnt haben. Dennoch herrscht helle
Aufregung in der österreichischen Botschaft im neunten Stock des Zagreb
Tower – das Wahrzeichen des modernen Zagreb wurde 2006 von österreichischen
Firmen erbaut. Für eine Stellungnahme war Donnerstag Nachmittag niemand
erreichbar.
Die kroatische Polizei hat zwar die Ermittlungen gegen K. eingestellt, weil sich dieser auf die diplomatische Immunität berufen hat, ein Polizeisprecher sagt aber: „Wir haben den Vorfall den österreichischen Behörden gemeldet, die müssen jetzt entscheiden, wie es weitergeht. So gesehen, geht unsere Arbeit ,kriminaltechnisch‘ weiter.“
Ob der Fall für K. Konsequenzen hat, liegt also bei Österreich. Die Regierung kann theoretisch auf die Immunität „verzichten“.