Täter im Allmachtsrausch

Psychiater Haller: So tickt der Attentäter

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Psychiater versucht das kaltblütige Vorgehen des Schützen zu erklären.

"Wenn der erste Schuss gefallen ist, brechen alle Dämme. Der Täter befindet sich dann in einem Allmachtsrausch." Psychiater Reinhard Haller versuchte am Samstag im Gespräch mit der APA das unverständliche kaltblütige Vorgehen des Todesschützen auf der Insel, wo er lange Zeit auf seine Opfer feuerte, zu erklären. "Solche Täter verstehen sich zu diesem Zeitpunkt als Herren über Leben und Tod, als großer Rächer." Haller verwies auf die "besondere Brutalität und Kälte" des Schützen, die sich u.a. darin zeige, "dass er bereits getroffene Leute noch exekutiert hat".

"Die Opfer sind in so einem Fall komplett entmenschlicht, der Täter kann sich in sie nicht hineinfühlen, er kann nicht nachvollziehen, welches Leid er den Angehörigen zufügt", analysierte Haller. "Die Opfer sind für ihn - wie in einem Videospiel - nur noch seelenlose Wesen."

Haller verwies auf den Unterschied zwischen einer solchen Tat und einem Terroranschlag. Bei systematischem Terror werden die Attentäter meist indoktriniert, sie investieren wenig Gedanken in ihr Tun. Bei diesem Fall liege die Sache aber anders, betonte der Gerichtspsychiater. "Ich habe den Mann nicht untersucht, ich kann nur Allgemeinheiten sagen", schränkte Haller ein. "Aber er hat jedenfalls mit extremer Hinterhältigkeit geplant, also zunächst Bomben gezündet, um die Polizei auf Oslo zu konzentrieren, und um dann woanders die schwerwiegendere Tat zu begehen."

Als Ursache für die Anschläge sieht Haller zwei Möglichkeiten. "Zum einen eine Wahnerkrankung. Wenn jemand einen Wahn hat, aber nicht schizophren ist, ist er umso gefährlicher, weil er klar denkt. Ein wirklicher psychisch Kranker kann so etwas nicht durchführen." Viel wahrscheinlicher handle es sich um einen "extrem fanatischen Menschen mit einer gestörten Persönlichkeit", meinte Haller. "Eine fanatische Idee ist zu einem lebensbestimmenden Element geworden. Das Privatrecht geht bei so einem Menschen über alles."

Ein solcher Fanatismus entwickle sich über lange Zeit und wurde zu einem Bestandteil der Persönlichkeit des Mannes. "Da ist keine unmittelbare Krise der Auslöser für die Tat." Haller weiter: "Ich weiß nicht, wie man so etwas vorbeugen kann. Das ist ein Kraftakt, der glücklicherweise selten vorkommt. Darum weiß man auch wenig über die Täter. Mich bedrückt besonders, dass so etwas ein einem freundlichen, toleranten Land passiert ist."

Der Psychiater verwies auf Ähnlichkeiten zu Amokläufen in Schulen. "Welchen Inhalt eine Wahnidee hat, ist letztendlich egal. Das gefährliche ist, dass eine Idee einen Menschen derart beherrschen kann."

Dass der Täter auch Teenager als Opfer einkalkuliert habe, könne auf den Gedanken "wie kann ich der Gesellschaft möglichst große Schmerzen zufügen" zurückzuführen sein, erklärte Haller. Die Insel als Tatort habe aber auch ein andere Überlegung: "Wo kann ich ungehindert lange Zeit massakrieren? Es gab kaum Fluchtmöglichkeiten und die Polizei war in Oslo beschäftigt."
 

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Die Opfer des Terrors

Norwegen unter Schock

Außenminister Jonas Gahr Stoere und Staatssekretärin Gry Larsen

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Wie wurde aus dem Bub der Oslo-Killer?

Der Schlächter von Oslo als Bub: Hier sitzt Breivik bei einem Geburtstag in einer Kindergarten-Gruppe

Die ganze Welt fragt sich: Wie konnte aus dem Blondschopf ein brutaler Killer werden...

Das Bild seiner Konfirmation: Er wirkt schüchtern, unsicher.

Ganz anders die montierten Fotos, die er von sich in seinem "Manifest" zeigt. Hier trägt er eine Phantasie-Uniform.

So hat er sich gerne gesehen: Als Kampf-Schütze im Kampf-Anzug.

Auf der letzten Seite seines 1516 Seiten starken Manifests steht dieser Satz: "Ich glaube, dies wird mein letzter Eintrag sein. Es ist jetzt Freitag, der 22. Juli, 12:51 Uhr." Zweieinhalb Stunden später explodiert im Osloer Regierungsviertel eine gewaltige Bombe, die sieben Menschen in den Tod reißt. Auf der idyllischen Ferieninsel Utüya schießt der 32-Jährige Anders Behring Breivik 69 Jugendliche kaltblütig nieder.

Das alles sei "grausam, aber notwendig" gewesen, sagt der Attentäter später im Verhör - er gesteht beide Taten, er soll sie neun Jahre lang geplant haben.

Die Zeit für Dialog ist vorbei. Wir haben dem Frieden eine Chance gegeben. Jetzt ist die Zeit für bewaffneten Widerstand gekommen", schreibt Breivik unter englischem Pseudonym in seinem Manifest

In dem Manuskript, dass er rund eine Stunde vor dem ersten Attentat an zahlreiche Freunde gemailt hat, interviewt sich Breivik auch selbst

Nach dem Massaker fragt er seinen Anwalt: "Wie viele habe ich erwischt"?

Vor Gericht gesteht der 32-Jährige die Tat. Er plädiert aber auf "nicht schuldig".

In der Öffentlichkeit will Breivik als konservativer Christ gesehen werden. Der Facebook-Seite zufolge, die von der Netzgemeinde noch in der Nacht zum Samstag gesichert wurde, hat er ein Osloer Handelsgymnasium besucht.

Er gehe gerne jagen, spiele "Worlds of Warcraft". Als Idole sind der britische Premierminister Winston Churchill (1874-1965) genannt und Max Manus (1914-96) - Widerstandskämpfer während der Zeit der deutschen Besetzung Norwegens.

Das Profil outet ihn als Liebhaber klassischer Musik, Kants "Kritik der reinen Vernunft" und Adam Smiths "Der Wohlstand der Nationen".

Die Titelseite seines Manifestes.

Der Steckbrief: So sah sich der Killer selbst.

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