Tag des Sieges
Putin demonstriert militärische Stärke
09.05.2017
Hunderttausende Menschen kamen trotz Regens auf den Roten Platz.
Mit einem Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus hat der russische Präsident Wladimir Putin in Moskau die Parade zum Tag des Sieges über Hitler-Deutschland abgenommen. "Für einen effektiven Kampf gegen Terrorismus, Extremismus, Neonazismus und andere Bedrohungen muss die internationale Gemeinschaft ihre Kräfte vereinen", sagte Putin am Dienstag.
Trotz ungewöhnlich schlechten Wetters nahmen in der Hauptstadt Hunderttausende Menschen an den traditionellen Feierlichkeiten zum 9. Mai teil.
Putin rief zugleich zu Patriotismus und zur Stärkung der Armee auf. "Die russischen Streitkräfte sind in der Lage, jede potenzielle Aggression abzuwehren", sagte er. Im Westen ist Russland wegen seiner Militärintervention in Syrien an der Seite von Machthaber Bashar al-Assad sowie wegen seiner Unterstützung für die moskautreuen Separatisten in der Ostukraine unter Beschuss.
Bei der Parade zogen mehr als 10.000 Soldaten und rund 100 Einheiten Kriegsgerät über den Roten Platz. Neben Panzern präsentierten die Streitkräfte atomar bestückbare Interkontinentalraketen des Typs Jars. Erstmals wurden auch Fahrzeuge der für den Einsatz in der Arktis bestimmten Einheiten gezeigt.
Sieg über Nazi-Deutschland
Während in Westeuropa am 8. Mai der Befreiung von den Nazis gedacht wird, wird mit Ausnahme des Baltikums in den Nachfolgestaaten der UdSSR die Kapitulation der Wehrmacht 1945 traditionell am 9. Mai gefeiert, da an diesem Tag die Kapitulation der Wehrmacht im sowjetischen Hauptquartier in Berlin ein zweites Mal besiegelt worden war. In Russland ist der Tag des Sieges einer der wichtigsten Feiertage.
Anders als üblich mussten sich die Moskauer heuer aber warm anziehen und Regenschirme mitnehmen. In den Jahren zuvor hatten die Behörden mit Spezialflugzeugen und Chemikalien sämtliche Wolken vom Zentrum der Stadt ferngehalten. Ob sie es heuer versucht hatten, war zunächst unklar. Erst am späten Nachmittag riss die Wolkendecke leicht auf. Überraschend sagte das Verteidigungsministerium wegen des schlechten Wetters sogar die beliebte Parade von Militärflugzeugen ab. Normalerweise endet die Waffenschau mit einem Formationsflug von Kampfjets. Eine Änderung des Zeremoniells bei der Parade ist selten.
Am Nachmittag zogen den Behörden zufolge mehr als 600.000 Menschen über die Boulevards. Bei sich trugen sie Fotos von Verwandten, die im Krieg gekämpft haben. Auch Putin nahm an der Aktion teil. Er hielt ein Foto von seinem Vater in Uniform in den Händen. Das Staatsfernsehen übertrug Feierlichkeiten aus dem ganzen Land.
Zahlreiche Veranstaltungen
In Dutzenden anderen russischen Großstädten sowie in mehreren Ex-Sowjetrepubliken wurde der 72. Jahrestag der Kapitulation Nazi-Deutschlands mit Konzerten und Gedenkmärschen begangen. In der Ukraine legte Präsident Petro Poroschenko Blumen am Grab des Unbekannten Soldaten in Kiew nieder. Vereinzelt kam es in der Ukraine zu Handgemengen und Wortgefechten mit Nationalisten, die gegen das Zeigen sowjetischer Symbole protestierten. Seit 2015 steht deren Verwendung unter Strafe; sie sind mit nationalsozialistischer Symbolik gleichgesetzt. Die prowestliche Führung in Kiew versucht, die Bedeutung des Feiertages zu verringern.
Bei einer Militärparade in der Ostukraine zeigten die prorussischen Rebellen auch Panzer und schwere Geschütze, obwohl dies nach dem Minsker Friedensabkommen verboten ist. Durch die Rebellenhauptstadt Donezk marschierten rund tausend Rebellenkämpfer, außerdem rollten Panzer, Raketenwerfer und Flugabwehrgeschütze durch die Hauptstraße. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP zählte 45 schwere Waffen. Donezk liegt in einer Pufferzone, aus der alle schweren Waffen schon vor zwei Jahren hätten abgezogen werden müssen. Separatisten-Anführer Alexander Sachartschenko führte die Parade an. Seine Kämpfer trugen ein orange-schwarzes Banner in den Farben des russischen Georgs-Bands und Fotos getöteter Rebellen durch Donezk. Mehr als zehntausend Menschen jubelten den Kämpfern zu, sie hatten russische Flaggen und Porträts von Sowjetdiktator Josef Stalin dabei.