Moskau

Putin-Gegner Chodorkowski ist frei

19.12.2013

Michail Chodorkowski (50) ist frei und in Berlin gelandet.

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Nach mehr als zehnjähriger Haft ist der russische Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski wieder auf freiem Fuß. Der Oppositionelle und frühere Oligarch habe das Gefangenenlager im nordwestrussischen Karelien am Freitag um 12.20 Uhr (9.20 Uhr MEZ) verlassen. Zuvor war er von Russlands Präsident Wladimir Putin mit sofortiger Wirkung begnadigt worden. Am Nachmittag landete der Putin-Gegner in Berlin, wo er von dem ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher in Empfang genommen wurde.

"Kein Schuldeingeständnis"
Der freigelassene russische Oppositionelle Michail Chodorkowski hat nach eigenen Angaben um seine Freilassung gebeten. Er habe Präsident Wladimir Putin ersucht, ihn aus "familiären Gründen" zu begnadigen, erklärte Chodorkowski am Freitag. Dies sei aber nicht als Schuldeingeständnis zu werten.

Lesen Sie hier Chordokowskis erste Nachricht in Freiheit im Wortlaut >>>

Zudem dankte der 50-Jährige dem ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher für dessen Bemühungen um seine Freilassung. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte die Haftentlassung des Putin-Gegners. Regierungssprecher Steffen Seibert teilte am Freitag in Berlin mit, Merkel habe sich in den vergangenen Jahren wiederholt bei Putin für die Freilassung von Chodorkowski eingesetzt.

Chodorkowskis Mutter soll nach Berlin kommen
Die Mutter des freigelassenen Kremlgegners Michail Chodorkowski wird am Wochenende in Berlin erwartet. "Spiegel Online" berichtete am Freitag unter Berufung auf den deutschen Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Marina Chodorkowskaja werde an diesem Samstag nach Berlin kommen, um ihren Sohn nach den Jahren der Haft wiederzusehen.

Chodorkowski: schärfster Gegner von Putin
Der schärfste Gegner Putins hätte regulär nach zwei international umstrittenen Urteilen im August nächsten Jahres wieder in Freiheit kommen sollen. Der frühere Chef des einst größten russischen Ölkonzern Yukos war unter anderem wegen Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Diebstahls verurteilt worden. Chodorkowski hatte sich offen zur Opposition bekannt. Der einst reichste Mann Russlands setzte sich zudem für den Bau einer von seiner Firma kontrollierten Ölpipeline nach China ein, die den staatlichen Firmen Konkurrenz gemacht hätte. Der Prozess gegen ihn wurde international als politisch motiviert kritisiert.

Amnestie vor Sotschi
Dass er nun freikommt, gilt als beispielloses Zugeständnis des Kreml an den Westen vor den Olympischen Winterspielen, die am 7. Februar in Sotschi am Schwarzen Meer eröffnet werden. Russland sah sich zuletzt zunehmend wegen der Menschenrechtslage unter Druck. Kommentatoren in Russland nannten die Nachricht von der Begnadigung Chodorkowskis eine "handfeste Sensation".

Putin hatte am Donnerstag überraschend von einem Gnadengesuch Chodorkowskis gesprochen. Die russische Zeitung "Kommersant" berichtete am Freitag unter Berufung auf anonyme Quellen, Anfang Dezember habe es ein Gespräch von Geheimdienstmitarbeitern mit Chodorkowski gegeben, bei dem kein Anwalt zugegen war. Dabei sei ihm gesagt worden, dass sich der Gesundheitszustand seiner krebskranken Mutter verschlechtert habe und ihm ein dritter Prozess drohe. Daraufhin habe sich Chodorkowski, der bisher immer ein Gnadengesuch verweigert hatte, an Putin gewandt.

Chodorkowskis Anwälte und seine Mutter hatten am Donnerstag angegeben, keine Kenntnis von dem von Putin erwähnten Gnadengesuch zu haben. Chodorkowski hatte es bisher immer abgelehnt, um Begnadigung zu bitten, weil er ein damit verbundenes implizites Schuldeingeständnis vermeiden wollte.

© APA


 

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