Russland

Putin: "Snowden soll endlich verschwinden"

05.07.2013

Snowden hatte zuletzt Russlands Putin verärgert: Wie lange wird er noch toleriert?

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© REUTERS/AFP/Getty Images/Imagezoo
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Es wird langsam wirklich eng für US-Geheimnisenthüller Edward Snowden (30): Russland geht die Geduld aus mit dem ungebetenen Gast, der sich weiter im Transitbereich des Moskauer Scheremetjewo-Flughafens aufhalten soll – auch wenn er seit 12 Tagen nicht mehr gesehen wurde. „Er muss rasch entscheiden, wo er hinwill“, signalisiert jetzt Vizeaußenminister Sergej Rjabkow Moskaus wachsende Ungeduld mit dem Drama um den Ex-NSA-Computerexperten, der Spitzelprogramme von Geheimdiensten mehrerer Staaten enthüllte, zuletzt Frankreich (siehe unten).
 

Experten: Russen haben längst die Geheimdaten
Snowden verärgerte zuletzt auch Präsident Wladimir Putin: Der hatte angedeutet, den Asylantrag des „Whistleblowers“ prüfen zu wollen, falls der auf weitere Enthüllungen verzichte. Das lehnte der Hacker jedoch ab, zog sein Ansuchen zurück. US-Experten glauben, dass der Russengeheimdienst FSB längst über die Geheimdaten auf den vier Laptops, die Snowden bei seiner Flucht bei sich hat, verfügt. Der Ami ist daher für Putin nur mehr ein Ärgernis, der Spannungen mit Washington prolongiert: Die USA, wo Snowden wegen „Spionage“ angeklagt ist, verlangen von Putin die Auslieferung.

Nach Asyl-Absagen aus über einem Dutzend Staaten könnte Island Snowdens letzte Chance sein, der US-Justiz doch noch zu entkommen: Parlamentarier Ögmundur Jonasson will den Aufdecker zum isländischen Staatsbürger machen, der Vorstoß wurde von der Piraten-Partei unterstützt. Doch nur sieben der insgesamt 53 Parlamentarier unterstützten den Antrag. Snowden sitzt weiter in der Falle.

 

Spitzelaffäre erreicht Paris

Die Enthüllungs-Tsunami schwappt über Frankreich: Geheimdienste dort überwachen Telefonate und das Internet ähnlich lückenlos wie die NSA, geht laut Le Monde aus neuen Geheimdokumenten hervor. Der DGSE greift auch auf Telefonleitungen in andere Staaten zu. Präsident Hollande hat Erklärungsbedarf.

 

Obama nach Skandalen unten durch in der Welt

Rund um die Welt wächst die Enttäuschung über US-Präsidenten Barack Obama - und auch Amerikas Ansehen sinkt wieder. Der weltweite Spitzelskandal, das „Mobbing“ von Staaten bei der Jagd auf NSA-Leaker Snowden, Drohnenschläge und der Guantanamo-Bay-Skandal führen wieder zum Sinkflug der US-Sympathiewerte in der Welt. Nach dem Wahltriumph in 2008 konnte der “Yes we can“-Präsident zunächst das Image der Supermacht reparieren. In der weltweiten Euphorie kassierte er sogar den Friedensnobel-Preis.

Sinkflug
Doch laut einer BBC-Umfrage in 12 Staaten, darunter China, Indien und Russland, sinken die Werte seit 2012 wieder: Laut der Befragung hat nun wieder eine Mehrheit dort eine negative Meinung über die USA. Eine Gallup-Umfrage in 130 Staaten zeigte bereits vor der NSA-Affäre schwindendes Vertrauen in Amerikas Führungsrolle. Die Skandale schaden Obama auch in den USA: Nur mehr 45,3 Prozent sind mit ihm zufrieden. Freilich: So mies wie unter Bush sind seine Werte noch lange nicht.

 

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