Rebekah Brooks ist die Ex-Chefredakteurin von "News of the world".
Im Abhörskandal um die Boulevard-Zeitung "News of the World" hat die britische Polizei die enge Murdoch-Vertraute Rebekah Brooks (43) festgenommen. Die Ex-Chefredakteurin des Blattes wurde laut Polizei am Sonntag wegen mutmaßlicher Verstrickungen in der Affäre und wegen Korruptionsverdachts in Gewahrsam genommen. Die Londoner Polizei bestätigte die Festnahme. Trotz einer großen Entschuldigungskampagne von Rupert Murdoch wurden indes Rufe nach einer Zerschlagung seines Medienkonzerns laut.
Zahlreiche Festnahmen
Es ist die zehnte Festnahme in der Affäre. Beobachter rechnen damit, dass Brooks nach einigen Stunden gegen Kaution freikommt. Bis zu ihrem Rücktritt am Freitag war sie Chefin von Murdochs britischer Zeitungsgruppe News International. Murdoch, sein Sohn James und Brooks sollen zudem am Dienstag vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu der Abhöraffäre aussagen.
Kontakte zu Cameron
Brooks gilt als enge Vertraute von Medienmogul Murdoch und als eine der Schlüsselfiguren in der Abhöraffäre. Ihr werden auch enge Kontakte zu Premierminister David Cameron nachgesagt. Brooks war bis 2003 Chefredakteurin der inzwischen eingestellten Skandalzeitung "News of the World". Das war genau die Zeit, als etwa die Mobilbox des 13 Jahre alten Entführungsopfers Milly Dowler von ihren Reportern manipuliert worden war.
Laut Scotland Yard steht die 43-Jährige unter Korruptionsverdacht. Zudem gebe es Vorwürfe, an einer Verschwörung zum Abhören von Telefonleitungen mitgewirkt zu haben. Demnach wurde Brooks von zwei verschiedenen Ermittlerteams vorgeladen. Dabei geht es zum einen um ein im Jänner wiederaufgenommenes Ermittlungsverfahren in dem seit Jahren schwelenden Abhörskandal. Zum anderen untersuchen Ermittler mutmaßliche Bestechungszahlungen der "News of the World" an Polizisten.
Affäre weitet sich aus
Die "News of the World" war im Zuge immer neuer Enthüllungen um das Abhören von Handy-Mailboxen tausender Menschen, darunter Verbrechensopfer und Prominente, vor einer Woche eingestellt worden. Seitdem sorgen immer neue Berichte über Verquickungen des Murdoch-Konzerns mit dem Establishment für Furore. Selbst der Abgeordnete John Whittingdale als Vorsitzender des Parlamentsausschusses, vor dem am Dienstag Murdoch und sein Sohn James angehört werden sollen, sieht sich wegen seiner Facebook-Freundschaften zu Brooks und Murdochs Tochter Elisabeth Kritik ausgesetzt.
Scotland Yard musste unterdessen einräumen, dass ein ranghoher Polizist zwischen 2006 und 2010 unzählige Male Vertreter des Medienimperiums bei gesellschaftlichen Anlässen traf. Scotland Yard wird vorgeworfen, trotz erster Vorwürfe gegen "News of the World" im Jahr 2005 den Abhörskandal nicht aufgedeckt zu haben. Unter Druck geriet auch der konservative Regierungschef David Cameron: Einer am Freitag von der Regierung veröffentlichten Liste zufolge traf er innerhalb von 15 Monaten 26 Mal mit führenden Vertretern des Murdoch-Konzerns zusammen.
Reuiger Murdoch
Murdoch selbst zeigte am Wochenende Reue. Mit "Es tut uns Leid" und "Wiedergutmachen, was falsch gelaufen ist" waren am Samstag und am Sonntag ganzseitige Zeitungsanzeigen überschrieben. Der 80-Jährige räumte darin "ernsthaftes Fehlverhalten" ein und bedauerte, "nicht schneller gehandelt zu haben, um die Dinge ins Reine zu bringen".
Als Konsequenz aus dem Abhörskandal forderte Oppositionsführer Ed Miliband eine Zerschlagung des Murdoch-Konzerns in Großbritannien. "So viel Macht in der Hand einer Person hat eindeutig zu Machtmissbrauch innerhalb seiner Organisation geführt", sagte der Labour-Chef der Zeitung "The Observer". Eine solche Machtkonzentration sei "ziemlich gefährlich". Auch Vizeregierungschef Nick Clegg sprach sich für mehr Pluralität auf dem britischen Medienmarkt aus.
Der schottische Ministerpräsident Alex Salmond rief am Wochenende einen Report aus dem Jahr 2006 in Erinnerung. In dem Bericht im Zuge der sogenannten "Operation Motorman" waren bereits mehr als 3.000 Verstöße "verschiedenster Zeitungen" gegen Datenschutzgesetze aufgelistet worden. Er stellte die Frage, "warum trotz nachdrücklicher Empfehlung in dem Bericht nicht gehandelt wurde".