Milizionär: Verkehrsmaschine wurde mit Militärflugzeug verwechselt.
Ein prorussischer Milizionär hat im Gespräch mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" erstmals bestätigt, dass die malaysische Verkehrsmaschine MH17 von den Separatisten abgeschossen wurde, das allerdings irrtümlich. "Wir haben gerade eine Maschine der Faschisten aus Kiew abgeschossen, haben unsere Kommandanten gesagt", berichtete der Mann dem "Corriere".
Kurz zuvor hätten er und seine Kameraden von der paramilitärischen Gruppe "Oplot" an diesem Donnerstagnachmittag den Befehl erhalten, mit ausreichend Waffen und Munition versorgt ihre Lkw zu besteigen, erzählt der Mann, der laut der italienischen Zeitung am Bahnhof von Torez die Kühlwaggons mit den geborgenen Opfern von Flug MH17 bewachte. "Einige Minuten - vielleicht zehn - vorher hatten wir eine riesige Explosion am Himmel gehört", berichtet er. Neben der Meldung, man habe soeben eine ukrainische Transportmaschine abgeschossen, sei dann auch eine Warnung gekommen: "Wir sollten darauf gefasst sein, eventuell mit dem Fallschirm abgesprungene Besatzungsmitglieder bekämpfen zu müssen, es seien weiße Objekte zwischen den Wolken gesichtet worden."
Am Absturzort angekommen habe er allerdings keine Fallschirme gesehen. "Auf einer Lichtung habe ich dann erste Stofffetzen entdeckt. Als ich sie hochhob, fand ich darunter die Leiche eines Mädchens, nicht älter als fünf Jahre. Es war schrecklich. Da habe ich realisiert, dass das ein Zivilflugzeug gewesen ist, keine Militärmaschine. Und dass das alles tote Zivilisten waren.
Absturzopfer kehren zurück
Die Särge mit den ersten Opfern der Flugzeugkatastrophe über der Ukraine sind auf dem Weg in die Niederlande. Ein niederländisches Transportflugzeug mit 14 Särgen startete am Mittwoch gegen 11 Uhr in der ukrainischen Stadt Charkow. Vertreter der ukrainischen Regierung, der Niederlande, Malaysias und Australiens sowie ukrainische Soldaten erwiesen den Toten die letzte Ehre.
Nach einer vom niederländischen Fernsehen live übertragenen kurzen Trauerzeremonie mit Ansprachen und einer Schweigeminute wurden die schlichten Holzsärge von Soldaten in das Flugzeug getragen. Eine australische Transportmaschine sollte etwas später mit 24 Särgen aus Charkow abfliegen. Gegen 16 Uhr sollten die Flugzeuge auf dem militärischen Teil des Flughafens Eindhoven landen.
Die niederländische Regierung erwartet, dass bis zum Freitag alle Leichen in den Niederlande sein werden. Dort sollen sie identifiziert werden.
Foto: Reuters
Nur 200 Leichen im Kühlzug?
Der Kühlzug mit den sterblichen Überresten von etwa 200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern war am Dienstag in der ostukrainischen Stadt Charkow eingetroffen, die von der Regierung in Kiew kontrolliert wird.
Die internationalen Ermittler vor Ort waren jedoch eigentlich davon ausgegangen, dass sich in dem Zug rund 280 Leichname befanden. Beim Absturz waren insgesamt 298 Menschen ums Leben gekommen.
Flugschreiber in London angekommen
Die beiden Black Boxes sind am Mittwochvormittag in Großbritannien angekommen. "Wir können bestätigen, dass die beiden Flugschreiber von MH17 von der niederländischen Sicherheitsbehörde zum Download zur britischen Untersuchungsbehörde für Flugunfälle gebracht worden sind", sagte eine Sprecherin des britischen Transportministeriums. Die britischen Behörden hatten bereits zuvor erklärt, alle Ergebnisse würden an die zuständigen Behörden geliefert und nicht in Großbritannien veröffentlicht.