Arabische Liga berät: Opposition fordert Einschaltung des UNO-Sicherheitsrats.
Syrische Deserteure haben nach heftigen Kämpfen die Stadt Douma (Duma) vorübergehend unter ihre Kontrolle gebracht. Nach wenigen Stunden zogen sie sich in der Nacht auf Sonntag aber wieder zurück, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Unterdessen kamen die Außenminister der Arabischen Liga in Kairo zusammen, um über die Zukunft ihrer umstrittenen Beobachtermission in Syrien zu beraten.
Der Leiter der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul-Rahman, hatte am Samstagabend unter Berufung auf Aktivisten am Ort des Geschehens berichtet, die zur Opposition übergelaufenen Soldaten kontrollierten sämtliche Bezirke der Stadt. Demnach wurden die Gefechte durch einen Angriff der Sicherheitskräfte auf einen Beerdigungszug ausgelöst, bei dem am Samstagnachmittag vier Trauergäste getötet worden waren. Douma liegt rund 20 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Damaskus.
Nach Angaben von Abdul-Rahman wurden am Samstag in der zentralsyrischen Stadt Maaret Noaman bei Zusammenstößen mit übergelaufenen Soldaten neun Militärs getötet. Außerdem seien 17 Häftlinge in einem Gefangenentransporter getötet worden, als eine am Straßenrand versteckte Bombe explodierte.
In Syrien gibt es seit mehr als zehn Monaten gewaltsame Proteste gegen Staatspräsident Bashar al-Assad. Nach UNO-Schätzungen wurden dabei bereits mehr als 5.400 Menschen getötet.
Die Arabische Liga schien unterdessen entschlossen, trotz anhaltender Kritik an ihrer Beobachtermission deren Mandat zu erweitern und zu verlängern. Der Generalsekretär des Staatenbunds, Nabil al-Arabi, leitete die Gespräche, die am Sonntag in Kairo hinter geschlossenen Türen stattfanden. Bei dem Treffen sollte der Leiter der Mission, der sudanesische General Mohammed Ahmed Mustafa al-Dabi, seinen Bericht vorstellen. Es wurde erwartet, dass er für eine Fortsetzung des Einsatzes und für mehr Beobachter plädieren würde.
Der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) warf der Beobachtermission erneut vor, aufgrund der Umstände ihres Einsatzes und der ihr zur Verfügung stehenden Mittel nicht in der Lage zu sein, einen "objektiven" Bericht über die "tatsächliche Situation" in Syrien vorzulegen. SNC-Chef Burhan Ghalioun traf am Samstag in Kairo mit Arabi zusammen, um ihn zu drängen, den Einsatz abzubrechen. Der SNC verlangt, dass die Arabische Liga das Thema Syrien an den UNO-Sicherheitsrat überweist. Entsprechende Forderungen waren in jüngster Zeit bereits von syrischen Oppositionellen erhoben worden. Bisher gab es aber keinen formellen Appell an die Arabische Liga. Arabi sagte nach Angaben des Nachrichtensenders Al-Arabiya, er sei gegen eine "Internationalisierung" des Konflikts.
Die Arabische Liga hatte am 26. Dezember die ersten Beobachter nach Syrien entsandt. Inzwischen sind 165 Kontrollore im Einsatz, um die Lage im Land zu überwachen. Die Lokalen Koordinierungskomitees (LCC), die seit Monaten Proteste gegen Assad organisieren, erklärten am Sonntag, seit dem Beginn der Beobachtermission seien in Syrien 976 Menschen getötet worden. Der SNC wollte später am Sonntag einen eigenen Bericht zur Lage vorstellen.