Der Sprachenstreit in Belgien droht v.a. wegen den Flamen zu eskalieren.
In Belgiens Krise wegen des Sprachenstreits haben die flämischen Rechtsextremen vom Vlaams Belang die "sofortige Auflösung" des Königreiches gefordert. Die Krise beweise, "dass das belgische Modell ein kompletter Fehlschlag ist", erklärte der Fraktionschef des Vlaams Belang im flämischen Regionalparlament, Filip Dewinter, am Dienstag in Brüssel. Die Lösung sei die "Unabhängigkeit Flanderns". Ein entsprechender Gesetzesvorschlag sei im flämischen Parlament eingebracht worden.
Rücktritt akzeptiert
Am Montagabend hatte König Albert II.
den Rücktritt des belgischen Ministerpräsidenten Yves Leterme akzeptiert.
Hintergrund war der Austritt der flämischen Liberalen (Open VLD) aus der
Regierungskoalition. Die Open VLD pocht auf eine Entscheidung im
Sprachenstreit zwischen Flamen und Frankophonen. Vor allem geht es um die
Rechte der französischsprachigen Minderheit im flämischen Umland von
Brüssel. In der vergangenen Woche kamen neue Vorschläge zur Lösung auf dem
Tisch, brachten aber keinen Durchbruch. Am Dienstag gab es Anzeichen für
vorgezogene Neuwahlen im Juni. Möglich ist aber auch der Anlauf zur Bildung
einer neuen Koalition ohne Neuwahlen.
Generell treten viele Flamen für mehr Abgrenzung gegenüber den frankophonen Landsleuten und gegenüber dem Föderalstaat ein. Sie verlangen mehr Kompetenzen, zum Beispiel in der Sozialpolitik. Flandern ist der wirtschaftlich erfolgreiche Landesteil. Die meisten Flamen begnügen sich aber mit Forderungen nach mehr Autonomie. Für den Vlaams Belang ist dagegen die totale Unabhängigkeit eine Kernforderung. Die Partei wurde 2004, noch unter dem Namen Vlaams Blok, wegen Rassismus verurteilt.