Sky News

Reporter durchstöberte Trümmer von MH17

21.07.2014


TV-Reporter verstieß am Absturzort gegen Verhaltensregeln.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Der britische Fernsehsender Sky News hat sich für das pietätlose Verhalten eines Reporters entschuldigt, der an der Absturzstelle von Malaysia-Airlines-Flug MH17 das Gepäck eines getöteten Passagiers durchstöberte. Das Verhalten von Colin Brazier während einer Live-Sendung am Sonntag sei unangemessen gewesen, teilte das Medienunternehmen mit.

Sowohl der Reporter als auch der Sender bäten um Entschuldigung. Brazier hatte seinen Zuschauern bei einer Live-Schaltung in die Ostukraine den Inhalt eines geöffneten Koffers präsentiert und dabei einen Schlüsselbund in die Hand genommen. Der Verstoß gegen den üblichen Verhaltenskodex bei laufenden Ermittlungen war ihm offenbar bewusst, darauf deutet seine mitgeschnittene Aussage hin: "Wahrscheinlich sollten wir das gerade nicht wirklich tun."

Sturm der Entrüstung
Braziers Verhalten löste einen Sturm der Entrüstung in sozialen Online-Netzwerken aus, einige Kommentatoren forderten seine Entlassung. BBC-Moderatorin Jacqui Oatley äußerte sich "erstaunt" über das Vorgehen ihres Kollegen, der Medienwissenschaftler Joe Watson von der Baker-Universität sprach von einem "fürchterlichen Moment für den Journalismus".

Das Passagierflugzeug von Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord war am Donnerstagabend im umkämpften Osten der Ukraine abgestürzt. Die Staatsführung in Kiew und die prorussischen Separatisten in der Region bezichtigen sich gegenseitig, die Boeing 777 abgeschossen zu haben. Unabhängige Untersuchungserkenntnisse gibt es bisher nicht. Berichte über die Behinderung der Ermittlungsarbeiten und Missstände bei der Bergung von Leichen am Absturzort machten weltweit Schlagzeilen.

Leichen aufbewahrt
Sollte der Zugang zur Stelle des Flugzeugabsturzes nicht ausreichend gewährt werden, liegen nach niederländischen Angaben alle "politischen und wirtschaftlichen Optionen" gegen Russland auf dem Tisch. Niederländische Experten seien am Bahnhof Tores in der Ostukraine eingetroffen, wo zahlreiche Leichen aufbewahrt würden, sagt Ministerpräsident Mark Rutte.

Für die ukrainische Regierung steht fest, dass die malaysische Passagiermaschine über dem Osten des Landes abgeschossen wurde. Daran gebe es keinen Zweifel, sagte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk. Sehr wahrscheinlich sei das Flugzeug von einer Rakete des Systems BUK getroffen worden, dass "Profis" bedient hätten.

VIDEO: Niederländische Experten eingetroffen

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel