Festgenommene Prinzen müssen im Luxus-Hotel auf dem Fußboden schlafen.
Noch vor Kurzem beherbergte das "Ritz-Carlton" in Riad die globale Wirtschaftselite, doch seit der Festnahme dutzender Prinzen, Politiker und Geschäftsleute unter Korruptionsverdacht ist das Fünf-Sterne-Hotel zum Edelknast geworden. Im Internet witzeln viele Saudi-Araber nun, dass es Schlimmeres gibt, als in dem palastartigen Luxushotel in Saudi-Arabiens Hauptstadt inhaftiert zu sein.
Saudi-Arabiens Generalstaatsanwalt hatte beteuert, dass die mächtigen Prinzen und reichen Geschäftsleute keinerlei Sonderbehandlung erhalten würden, doch scheint die Justiz des Königreichs ihnen eine Gefängniszelle nicht zumuten zu wollen. Stattdessen residieren die Verdächtigen in den majestätischen Suiten des "Ritz" voller Bronzestatuen und Kronleuchter.
In den sozialen Medien gibt es allerhand Scherze über die "Gästeliste des Ritz", und einige Nutzer baten spöttisch, mitgenommen zu werden in den Fünf-Sterne-Knast. Ein Nutzer auf Twitter merkte an, die Festgenommenen seien "so weich wie Butter und würden wohl ein echtes Gefängnis nie überleben". Ob alle der 201 Verdächtigen in dem Hotel untergebracht sind, ist unklar.
Video circulating on social media from inside the Ritz Carlton in Riyadh, where #Saudi Crown Prince is holding 11 Princes & 40+ officials pic.twitter.com/dTFUMiTDeT
— SaadAbedine (@SaadAbedine) 6. November 2017
Verhaftungswelle
Der einst für Gäste der Königsfamilie erbaute 52 Hektar große Komplex ist seit Tagen durch die Polizei abgeriegelt, die imposanten Tore sind verschlossen. Auf der Website des 492-Zimmer-Hotels heißt es, die Telefonleitungen seien "bis auf Weiteres abgestellt", und im Buchungssystem kann erst ab dem 1. Februar wieder ein Zimmer reserviert werden. Einem Geschäftsmann, der für diese Woche eine Veranstaltung im "Ritz-Carlton" gebucht hatte, wurde mitgeteilt, das Hotel sei seit dem 4. November wegen einer "hochrangigen Regierungsdelegation" ausgebucht.
Unter den Inhaftierten sind Prinz Al-Waleed bin Talal und andere superreiche Geschäftsleute. Ihnen wird vorgeworfen, den ölreichen Wüstenstaat über Jahrzehnte hinweg um insgesamt 100 Milliarden Dollar (85 Milliarden Euro) erleichtert zu haben. Beobachter sehen in dem Vorgehen aber einen Versuch des ehrgeizigen Thronfolgers, Rivalen zu beseitigen und die Macht in seinen Händen zu zentralisieren.
Nachdem ein Flugverbot für Privatflugzeuge verhängt wurde, wird spekuliert, dass weitere Verdächtige an der Flucht ins Ausland gehindert werden sollen. Die Justiz hat versprochen, alle Verdächtigen rasch vor Gericht zu bringen. Im Fall einer Verurteilung drohen ihnen lange Gefängnisstrafen. Bis dahin sind sie im "Ritz-Carlton" aber weich gebettet.