"Wackelstein"
Rosetta findet mysteriösen Stein auf Tschuri
19.05.2015
Wissenschaftler sind von den drei gewaltigen Brocken fasziniert.
Die europäische Raumsonde "Rosetta" hat auf der Oberfläche ihres Zielkometen Tschuri eine außergewöhnliche Formation entdeckt: Bilder des "Rosetta"-Kamerasystems "Osiris" zeigen drei gewaltige Brocken auf dem entenförmigen Kometen, von denen einer ein sogenannter Wackelstein sein könnte.
30-Meter-Brocken
Dieser 30-Meter-Brocken balanciert gleichsam auf dem Rand einer Vertiefung, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) am Montag in Göttingen mitteilte. Der Brocken habe offenbar eine "nur sehr kleine Auflagefläche" auf der Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko.
Geologische Formationen dieser Art kommen laut MPS auch auf der Erde vor: Die zum Teil riesigen Gesteinsbrocken berühren den Untergrund nur mit einem winzigen Teil ihrer Oberfläche und muten an, als würden sie jeden Moment umkippen oder herunterfallen. Einige lassen sich in der Tat bewegen und werden dann als Wackelsteine bezeichnet. Oft sind diese Felsbrocken mit Gletschern zu ihrem heutigen Standort gereist. In anderen Fällen trugen Wind und Wasser weicheres Gestein in der Umgebung ab und legten den Wackelstein frei.
"Wie der mögliche Wackelstein auf dem Kometen entstanden ist, lässt sich noch nicht sagen", erklärte der MPS-Forscher Holger Sierks, der das "Osiris"-Team leitet. Es sei aber denkbar, dass auch auf Tschuri Transportprozesse eine Rolle spielen. So könnten Brocken durch die Aktivität des Kometen, durch die nach und nach Oberflächenmaterial abgetragen und ins All gespuckt wird, an einen neuen Standort wandern.
Hoffen auf weitere Aufnahmen
Die "Osiris"-Wissenschafter wollen den Wackelstein-Kandidaten nun weiter genau beobachten. Neue Aufnahmen könnten Aufschluss über sein wahres Wesen und möglicherweise auch über seine Entstehung geben.
Die "Rosetta"-Sonde der europäischen Weltraumagentur ESA hatte im August 2014 nach zehnjähriger Reise ihren Zielkometen erreicht und umkreist seither den kleinen Himmelskörper. Im vergangenen November landete "Rosettas" Minilabor "Philae" auf dem Kometen und lieferte gut zwei Tage lang wissenschaftliche Daten, ehe seine Batterien erschöpft waren.