Regenfälle und Erdrutsche sorgen für eine Katastrophe in Brasilien.
Nach den verheerenden Schlammlawinen in Brasilien ist die Zahl der Toten auf mindestens 537 gestiegen. Die Behörden befürchten jedoch Hunderte weitere Opfer. Viele Überlebenden der Naturkatastrophe warteten auch in der Nacht auf Samstag vergeblich auf Hilfe der Regierung. Mittwoch früh (Ortszeit) hatten heftige Regenfälle im Bergland von Rio de Janeiro Erdrutsche ausgelöst. Die Streitkräfte erklärten am Freitag, elf Hubschrauber und 500 Mann zur Verstärkung der rund 800 Rettungsleute aussenden zu wollen. Wegen des unaufhörlichen Regens kamen die Rettungsarbeiten nur langsam voran.
Wut in der Bevölkerung
Unterdessen machte sich Wut auf die Regierung unter den Einwohnern von Teresopolis breit, einer der von der Katastrophe am schlimmsten betroffenen Orte, rund 90 Kilometer von Rio de Janeiro, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates, entfernt. "Wo ist die Regierung? Worauf warten sie?", klagte ein 48-jähriger Bauarbeiter, dessen Schwager und Schwägerin vermisst wurden. Der Familienvater Fernando Perfista musste die Leiche seines ältesten Kindes allein aus dem Schlamm bergen. Der 31-jährige Erntehelfer bewahrte die Überreste seines Sohnes im Kühlschrank auf, damit die Hunde nicht über sie herfielen, während er nach den drei Geschwistern des Zwölfjährigen suchte. Augenzeugen berichteten, dass die wenigen eingesetzten Hubschrauber nur die Verletzten mitnähmen und keine Leichensäcke, Lebensmittel oder Wasser brächten.
In einer Notunterkunft in Teresopolis notierten Freiwillige die Namen der Überlebenden. Die Listen wurden an den Wänden aufgehängt. Vor ihnen drängten sich verzweifelte Menschen in der Hoffnung, den Namen eines Angehörigen zu entdecken. Es seien kriegsähnliche Zustände, beklagte einer der 163.000 Einwohner der Stadt.
Kritik an der Regierung
Margareta Wahlström, UN-Beauftragte für Risikoverminderung bei Naturkatastrophen, kritisierte die brasilianische Regierung, nicht ausreichend Vorkehrungsmaßnahmen getroffen zu haben. "Diese Art von Tragödie muss nicht passieren", sagte sie in Genf während eines Telefoninterviews. Die Regierung hätte ein Frühwarn- und Notfallsystem einrichten müssen.
Der Zivilschutz des Staates Rio teilte auf seiner Website mit, dass in Teresopolis mindestens 231 Menschen getötet worden seien, 247 im benachbarten Nova Friburgo, 43 in Petropolis sowie 16 in der Stadt Sumidouro.