Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw ist ein Baumarkt von mindestens einer Gleitbombe getroffen worden.
Zum Zeitpunkt des Angriffs am Samstag hielten sich rund 200 Menschen in dem Markt auf, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X mitteilte. "Es gab Tote und Verletzte", schrieb er zum "brutalen Angriff" des russischen Militärs. Bürgermeister Ihor Terechow sprach von sechs Toten und 40 Verletzten. 16 Personen wurden vermisst.
Videoaufnahmen zeigten nach dem Angriff dichte Rauchwolken über dem Gelände des Baumarkts. Nach Angaben der Behörden stand eine Fläche von 10.000 bis 15.000 Quadratmetern in Flammen. Der Gouverneur der umliegenden Region Charkiw, Oleh Synegubow, sagte, dass der Baumarkt von zwei Lenkraketen getroffen worden sei. Bürgermeister Terechow erklärte: "Eine große Zahl von Menschen wird vermisst. Es gibt viele Verletzte." Nach Angaben des Baumarktbetreibers hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs etwa 200 Menschen im Gebäude aufgehalten, 15 Beschäftigte seien nicht erreichbar.
Brutaler Angriff
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte auf X (ehemals Twitter) mit, alle Rettungsdienste seien im Einsatz, um Menschen zu helfen und Feuer zu löschen. Russland habe die Stadt Charkiw erneut "brutal" und "mitten am Tag" angegriffen, fügte Selenskyj hinzu.
Russia has launched another brutal attack on our Kharkiv – on a construction hypermarket, on Saturday, right in the middle of the day.
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) May 25, 2024
As of now, it is believed that more than 200 people were in the hypermarket. All the emergency services are already on the site and providing… pic.twitter.com/9ItlGHkkEY
Das russische Militär behauptete später, die ukrainischen Streitkräfte hätten in dem Baumarkt ein Waffenlager versteckt. "In Charkiw wird die Taktik der menschlichen Schutzschilde angewendet - sie (die Ukrainer) haben ein Militärlager und einen Kommandoposten in einem Einkaufszentrum eingerichtet, was von unserem Geheimdienst entdeckt wurde", zitierte die Staatsagentur Tass einen namentlich nicht genannten Vertreter der russischen Führung.
Selenskyj forderte mehr Luftabwehrsysteme zu liefern
Selenskyj forderte die westlichen Verbündeten der Ukraine nach dem Angriff erneut auf, seinem Land mehr Luftabwehrsysteme zu liefern. "Wenn die Ukraine genug Luftabwehrsysteme und moderne Kampfflugzeuge hätte, wären solche russischen Angriffe unmöglich", erklärte der Präsident. "Jeden Tag appellieren wir an die Welt: Gebt uns eine Luftabwehr, rettet Menschen."
Der jüngste russische Angriff ist nach Worten Selenskyjs "eine weitere Manifestation des russischen Wahnsinns". "Nur Wahnsinnige wie (Kremlchef Wladimir) Putin sind in der Lage, Menschen auf so abscheuliche Weise zu töten und zu terrorisieren", sagte der ukrainische Präsident am frühen Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache.
Charkiw regelmäßig von Russland angegriffen
Charkiw ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Sie liegt im Nordosten des Landes nahe der russischen Grenze und wird regelmäßig von Russland angegriffen. Am Donnerstag waren bei russischen Angriffen auf die Stadt nach Angaben der Behörden sieben Menschen getötet worden.
Am 10. Mai hatte die russische Armee in der Region eine Bodenoffensive gestartet. Am Samstag beschoss Russland nach Angaben der ukrainischen Staatsanwaltschaft auch das Dorf Kupjansk-Wuslowyj, einen Eisenbahnknotenpunkt in der Region Charkiw nahe der Grenze, und verletzte dabei fünf Menschen. Zwei Fahrzeuge seien unter Beschuss geraten: ein Auto mit zwei Insassen sowie ein Rettungswagen mit einem Fahrer, einem Sanitäter und einem 64-jährigen Patienten.