ZIB2-Interview
Russlands Staatsfeind Nummer1: "Putin ist ein Mörder"
04.10.2024Wladimir Kara-Mursa ist einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Freitagabend war der jahrelang inhaftierte Oppositionelle zu Gast in der ZIB2 und zeichnete ein Bild von der Post-Putin-Ära.
Im Rahmen einer offiziellen Zeremonie sind der im August im Zuge eines Gefangenenaustauschs aus der Haft entlassene russische Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa und seine Ehefrau Jewgenija am Freitagabend in Wien mit dem Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte ausgezeichnet worden. "Ich kann mich an jenen Tag im April erinnern, an dem mir mein Anwalt bei einem Besuch in der Strafkolonie Nr. 7 in Omsk erzählte, dass ich den Bruno-Kreisky-Preis gewonnen habe", erzählte Wladimir Kara-Mursa in seinen Dankesworten. Dies sei wie aus einer "parallelen Realität" gewesen. Er habe sich natürlich nicht vorstellen können, diese Auszeichnung auch tatsächlich entgegennehmen zu können. Deshalb fühle sich die Situation in Wien surreal an.
Putin ist ein Diktator, ein Mörder
"Ich war absolut sicher, dass ich im sibirischen Gefängnis sterben werde", sagte Kara-Mursa am späteren Abend auch im Interview mit Martin Thür in der ZIB2. Der Gefangenenaustausch zwischen Osten und Westen sei ein Wunder gewesen, das möglich wurde durch die Fürsprache vieler Menschen in demokratischen Nationen, auch in Österreich. Russland habe Besseres verdient, als unter einer mörderischen, aggressiven und korrupten Diktatur zu leben. "Wladimir Putin ist kein legitimer Präsident, er ist ein Diktator, er ist ein Mörder", so der Oppositionelle.
Putins Ende
Niemand wisse, unter welchen Umständen Putin seine Macht verlieren wird, sagt Kara-Mursa. Was man aber weiß, ist, dass es in Russland Millionen Menschen gibt, die gegen Putin und den Krieg sind und einen Wechsel herbeisehnen. Dennoch müssten sich der Westen und die russische Opposition auf diesen Wechsel vorbereiten. "Es muss auf europäischer und internationaler Ebene einen Plan geben, um sicherzustellen, dass, wenn Putins Regime zusammenbricht, die Welt und Europa schnell reagieren, um das Putin-freie Russland in Europa willkommen zu heißen", so Kara-Mursa. Das Fenster werde aber nur kurz offen sein. Langfristigen Frieden, Demokratie und Stabilität in Europa kann es nur mit einem demokratischen Russland geben, ist sich der Oppositionelle sicher.