Frontalattacke gegen Obama.
Um 22 Uhr Ortszeit könnte Mormonen-Millionär Mitt Romney den Grundstein für den Einzug ins Oval Office legen. Team Romney hofft, dass eine zündende Rede zum Finale einen pannenreichen Parteitag doch noch zu einem triumphalen Ende bringen könnte. Romney will in der fast einstündigen Rede "seines Lebens" heute Wirtschaftskompetenz zeigen, doch vor allem endlich einen Draht zum Wahlvolk herstellen.
Ich inspizierte den Ort hinter der Bühne, wo Romney seine allerletzten Vorbereitungen treffen wird. Die Räume liegen in einem Labyrinth enger Gänge in der "Tampa Bay Times"-Arena, weiße Kacheln an den Wänden, düsteres Neonlicht. Die Zimmernummern wurden hastig auf Zettel geschrieben, die an den blauen Stahltüren kleben. Die Agenten des "Secret Service" sind sichtlich nervös, verriegeln sofort das Innerste des Backstage-Bereichs. Dort wird Romney das letzte Make-Up aufgetragen, dann der entschlossene Gang zur Bühne. Das Echo des Jubels Tausender draußen wird deutlich hörbar sein. Gut 20 Meter sind es den Gang entlang, 15 Stufen, dann steht er im grellen Licht vor der jubelnden Masse auf der 2,4 Millionen Dollar teuren Bühne. Der Designer verrät, dass feinste Kirsch- und Mahagoni-Hölzer verwendet werden. Der warme Ton kommt dem oft als steif beschriebenen Romney gelegen. 14 elektronische Riesentafeln sollen für TV-gerechte Show-Effekte sorgen.
Doch trotz der peniblen Planung und Hollywood-reifen Inszenierung: Die Polit-Show war überschattet zuerst von "Isaac", dann von einem Rassismus-Skandal, als eine schwarze CNN-Reporterin von Delegierten mit Erdnüssen beworfen wurde. Fans des Querkopfes Ron Paul störten dazu mit Eklats. Zum Hit wurde zwar die Rede von Ann Romney, die als "Mrs. America" gefeiert wird, doch Rambo Chris Christie oder John McCain enttäuschten.
Paul Ryan, der Star-Redner des Abends des zweiten Convention-Tages am Mittwoch, immerhin peitschte die Parteibasis mit einer zündenden Rede auf. Er versprach 12 Millionen Jobs in vier Jahren. Fast genüsslich ratterte er eine "Bilanz des Versagens" von Obama herunter, die Millionen Arbeitslosen, die ökonomische Stagnation, Vetternwirtschaft, das Schuldenmachen. Ryan angriffig: "Nach diesen vier Jahren, warum sollen die nächsten anders werden!" Ryan scheint als ein die Parteibasis elektrisierender Jolly-Joker für Romney aufzugehen. Seine Ruckrede wurde immer wieder von Standing Ovations unterbrochen. Ob er Wechselwähler überzeugte, wird sich zeigen. Fest steht aber: Die Basis hat er begeistert.
Außer Ryan verlief der Mittwoch etwas schlapp: Senator John McCain, der 2004 Obama unterlag, mahnte, dass die "Freiheit" wegen Amerikas Machtverlust in der Welt nun in Gefahr sei. Er rasselte die Krisenherde von Iran bis Nordkorea runter, doch die Delegierten tratschen gelangweilt in ihren Sektionen. Geklatscht wird nur heftig, als er den Verrat durch Geheimnisse an die Medien anprangert, hinter dem die Republikaner Team Obama sehen. "Diese unverantwortlichen, unpatriotischen Leute müssen bestraft werden", wird der Vietnam-Kriegsheld, der auch seinen Geburtstag feierte, laut.
Immer noch getuschelt wird in den mit "Romney/Ryan"-Souveniershops überladenen Gängen der Tribünenzugänge im "Tampa Bay Times"-Arena über McCains Kür von Sarah Palin 2008: "Sie war damals verheizt worden", erzählt mir ihre Ex-Sprecherin Tracey Schmitt: "Sie hätte eine große Zukunft vor sich gehabt". Hat sie jemals an eine neuerliche Kandidatur gedacht? Schmitt: "Sie wusste wohl, dass sie wegen dem Ruf in den Medien keine Siegeschancen hatte". Immerhin: Bis zuletzt hoffen ihre Fans noch auf einen Überraschungsauftritt in Tampa.
Hämisch geriet in der Arena unterdessen die Abrechnung mit Präsident Obama: "Ist ja verständlich, dass Obama im White House versagte", so Ex-Minnesota-Gouverneur Tim Pawlenty: "Es war ja auch sein erster Job..." Die an diesem Abend etwas schläfrig wirkenden Parteigänger wurden wachgerüttelt: Einige Texas-Delegierte warfen sogar ihre Cowboy-Hüte in die Luft. Die Halle erstmals wirklich zum Kochen brachte Ex-Außenminister Condoleezza Rice, die gleich in den ersten Sätzen an den Terror des 11. September erinnerte und den Machtverlust Amerikas beklagte. Donnerapplaus gab es dann, als sie versprach: Mitt Romney werde Amerika wieder mit Stärke führen.
Im Countdown zur großen Romney-Rede steigt unterdessen auch die Spannung um einen mysteriösen "Redner", der vor dem Nominierten sprechen soll. Ein Insider erzählte jetzt "Townhall", dass sich Kino-Legende Clint Eastwood auf den Weg nach Tampa gemacht hatte.
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