Saif spricht: Der prominente Gefangene erklärt sich via Videobotschaft.
Via Videobotschaft aus seiner Haft meldet sich nun Saif Gaddafi zu Wort. Indes erklärt ein Rebell, wie der Diktatorensohn drei seiner Finger „verlor“.
Zintan
Immer noch in seinem Beduinengewand, mit gesenktem Blick, erklärte Saif al-Islam Gaddafi am Sonntagabend via Videobotschaft, dass er „hier unter Brüdern“ sei.
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© Reuters
© Reuters
„Hier“, das ist die Bergregion Zintan – 130 Kilometer von Tripolis entfernt. Am Freitagabend hatten Kämpfer dieses Stammes den einst schillernden Sohn Muammar Gaddafis gefangen genommen. Seit Samstag befindet er sich dort an einem geheimen Ort in Haft.
„In Zintan werde ich die nötigen Medikamente und Anästhesie erhalten“, sagt Saif in erstaunlich gefasstem Ton. An seiner rechten Hand fehlen drei Finger. Saif selbst gibt an, er sei bei einem NATO-Luftangriff verletzt worden. Das libysche Staatsfernsehen strahlte am Sonntagabend allerdings ein Interview mit einem Rebellen aus, der sagte: „Ich war Zeuge, als man Saif die Finger abgehackt hat.“ Monatelang hatten die Rebellen jedenfalls nach „Saifs Fingern, die auf uns gezeigt haben“, verlangt.
Der 39-jährige Saif, einst vom Westen hofierter Reformer, der plötzlich zum Sprachrohr seines brutalen Diktatorenvaters mutierte, gibt weiter Rätsel auf.
In seiner Haft hat er nun „Rasierschaum und ein Handy“ verlangt. Das Handy wurde ihm verweigert. Statt seines einstigen Markenzeichens – dem kahl geschorenen Kopf – hat er nun schwarze Haare und einen Bart.
Diese Woche wird ihn der Chefankläger des Internationalen Gerichtshofes, Ocampo, in Zintan besuchen. Libyen weigert sich, Saif an Den Haag auszuliefern.
Zintans Rebellen wollen ihn aber auch nicht Tripolis übergeben: „Es gibt dort noch kein Rechtssystem. Nur bei uns ist er sicher.“ Saif könnte der Schlüssel zu verschwundenen Gaddafi-Milliarden sein, vermuten viele Libyer.
Das könnte Saif Gaddafis Lebensversicherung sein. Zumindest vorerst.