München

Sammler Gurlitt: "Ich weiß gar nichts"

Teilen

Wortkarges Kunst-Phantom wurde im Taxi mit unbekannter Dame gesehen.

Der Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt besitzt einem Medienbericht zufolge keine weiteren Unterlagen mehr zu dem in seiner Wohnung gehorteten Kunstschatz. "Ich kann nichts sagen, ich weiß gar nichts. Ich habe alle Unterlagen dem Staatsanwalt übergeben", sagte Gurlitt der "Süddeutschen Zeitung" und fügte hinzu: "Ich bin auf dem Weg nach Würzburg, zum Arzt. Aber keine Sorge, ich komme bald zurück."

Eine Redakteurin der Zeitung hatte den elegant gekleideten Mann mit schlohweißem Haar, der jahrelang mehr als 1.400 Kunstwerke - darunter auch Bilder mit möglichem Nazi-Raubkunst-Hintergrund - gelagert hatte, am Dienstagmorgen vor seiner Wohnung in München-Schwabing angetroffen, als er im Begriff war, in ein Taxi zu steigen. Er war in Begleitung einer Dame. Einem Bericht zufolge soll es sich um eine Journalistin handeln. Doch das ist bislang nicht bestätigt. Als zwei vor dem Haus wartende Fotografen versuchten, ihn beim Einsteigen abzulichten, entfuhr ihm: "Das alles ist eine große Büberei!"

Später sei Gurlitt am Münchner Flughafen gesehen worden, beruft sich die "SZ" auf die "New York Times". Da laut Augsburger Staatsanwaltschaft weder ein konkreter Verdacht gegen Gurlitt vorliegt noch Fluchtgefahr besteht, kann er sich frei bewegen. Lebenszeichen von Gurlitt waren jedoch seit dem Bekanntwerden des von ihm gehorteten Kunstschatzes rar. In einem Brief an den "Spiegel" hatte er vor wenigen Tagen gebeten, seinen Namen nicht mehr in dem Magazin erscheinen zu lassen.

Nazi-Kunstschatz entdeckt

Bernhard Kretschmar: "Straßenbahn", undatiertes Aquarell

Wilhelm Lachnit: "Mann und Frau am Fenster", Aquarell, 1923

Erich Fraaß: "Mutter und Kind", Aquarell, 1922

Wilhelm Lachnit: "Mädchen am Tisch", Aquarell, 1923

Otto Griebel: "Die Verschleierte", Aquarell, 1926

Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik, 1922

Christoph Voll: "Sprengmeister Hantsch", Zeichnung, 1922

Ludwig Godenschweg: "Weiblicher Akt", undatierte Druckgrafik

Théodore Rousseau: "Vue de la vallée de la Seine", undatierte Zeichnung

Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis", undatierte Druckgrafik

Christoph Voll: "Mönch", Aquarell, 1921

Otto Griebel: "Kind am Tisch", undatiertes Aquarell

Otto Dix: "Dame in der Loge", Aquarell, 1922

Honoré Daumier: "Don Quichote und Sancho Panza", Gemälde, um 1865

Eugène Delacroix: "Conversation mauresque sur une terrasse", undatierte Bleistiftzeichnung

Auguste Rodin: "Etude de femme nue debout, les bras relevés, les mains croisées au-dessus de la tête", undatierte Zeichnung

Otto Dix: "Dompteuse", Aquarell, 1922

Bonaventura Genelli: "Männlicher Akt", undatierte Zeichnung

Carl Spitzweg: "Das Klavierspiel", Zeichnung, um 1840

Hans Christoph: "Paar", Aquarell, 1924

Conrad Felixmüller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924

"Löwenbändiger", Max Beckmann, 1930, Gemälde aus Zandvoort, im Werkverzeichnis enthalten.

Selbstbildnis rauchend, Otto Dix - bisher unbekannt, vermutlich um 1919. Damit ist es laut Kunst-Expertin Meike Hoffmann eines der ganz wenigen Werke, die Dix gleich nach dem Ersten Weltkrieg malte.

Allegorische Szene, Marc Chagall. Gouache, nicht im Werkverzeichnis enthalten, Herkunft nicht eindeutig bestimmt.

"Melancholisches Mädchen", Ernst Ludwig Kirchner. Farbholzschnitt mit Motiv eines Mädchens, Herkunft: Kunsthalle Mannheim. In dieser Farbigkeit war die Druckgrafik Kirchners bisher nicht bekannt.

Farblithographie von Otto Dix, bislang unbekannt. Die Herkunft kann nicht eindeutig nachgewiesen werden. In der Sammlung sind mehrere Grafiken von Dix enthalten, die im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" beschlagnahmt wurden.

Sitzende Frau, Henri Matisse. Das Bild dürfte Mitte der 1920er Jahre entstanden sein. Es wurde 1942 vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg in einem Banktresor im französischen Libourne beschlagnahmt.

Antonio Canaletto: "Sa. Giustina in Prà della Vale" in Padua, Druckgrafik, 1751/1800

"Dorfmädchen mit Ziege", Gustav Courbet. Von dem Bild gibt es zwei Versionen, die beide im Werkverzeichnis deklariert sind. Das beschlagnahmte Bild wurde laut Hoffmann erst 1949 auf einer Auktion versteigert. Das Bild geriet also erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die Sammlung Gurlitt.

Max Liebermann: "Reiter am Strand", Gemälde, 1901

Kunsthistorikerin Meike Hoffmann vor einem Gemälde aus der Sammlung

Kunsthistorikerin Meike Hoffmann vor einem Gemälde aus der Sammlung


 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten