Eine saudische Journalistin schildert ihre Ansichten in einem Perspektivenwechsel.
Hass, Angst und Intoleranz gegenüber Muslimen verbreitet sich in Europa momentan wie ein Lauffeuer. Menschen zünden Flüchtlingsheime an, gehen auf die Straße und demonstrieren. Sie haben Angst. Angst vor dem Terror und Angst vor dem Islam. Viele Muslime können diese Tatsache nicht nachvollziehen und fühlen sich stigmatisiert. Nadine Al-Budair ist eine renommierte saudische Journalistin und überraschte mit einem schonungslosen Artikel über Muslime und deren Umgang mit dem Westen.
Für die Kuwaiter Zeitung „Al-Rai“ schildert sie einen Perspektivenwechsel, der die muslimische Welt zum Umdenken anregen soll. Viele kritisierten sie für ihre Worte. Kein Wunder, klingen sie doch wie eine Abrechnung mit Muslimen aller Welt.
Perspektivenwechsel
Sie skizziert eine Welt, in der nicht Extremisten im Namen des Islam Terroranschläge verüben, sondern Christen. Eine Welt, in der nicht der Westen vom Osten angegriffen wird, sondern umgekehrt. „Stellt euch vor, westliche Jugendliche würden hierher kommen und Suizidanschläge im Namen des Kreuzes auf einem unserer öffentlichen Plätze verüben. Stellt euch vor, zwei Hochhäuser würden in einer arabischen Hauptstadt zusammenstürzen und eine extremistische christliche Gruppierung würde sich zu den Anschlägen bekennen.“
Al-Budair meint, dass ein solches Szenario sich die meisten Muslime gar nicht vorstellen können. Sind sie es doch gewohnt, unbehelligt und ohne Sorge Europa betreten zu können. Aber sie fragt sich auch, wie lange das wohl noch so sein wird.
Trump-Aussagen nicht verurteilt
Der Artikel ist nicht nur eine Bitte für Verständnis gegenüber der Situation im Westen, sondern auch ein Schrei nach Reformen in der arabischen Welt. Selbst für die, auch vom Westen verurteilten Aussagen des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, hat sie Verständnis. Trump forderte ein temporäres Einreiseverbot in die USA für Muslime. „Es ist seltsam, dass wir Muslime glauben, dass wir das Recht haben, solche Aussagen zu verurteilen. Stattdessen sollten wir lieber den Extremismus in unseren Lehrplänen, unserer Bildung und unseren Regimen thematisieren und uns dafür schämen.“
Doch sie prangert nicht allgemein den Islam an, sondern die extremistische Auslegung. Diese habe auch wirtschaftliche Auswirkungen auf den Nahen Osten. So bleibt der so wichtige Tourismus in den meisten Gebieten durch die Terrorangst vieler Europäer aus.
Verständnis
Ihre Aussagen sind eine bewusste Provokation. Obwohl sie häufig kritisiert wird, wird sie von Frauen und innerhalb der Branche geschätzt. Sie will keinen Keil zwischen die verschiedenen Kulturen treiben, sondern sie wirbt für Verständnis für den Westen, wenn es auch deutliche Worte sind, die bisher nur wenige gewagt haben, zu schreiben.