Im Zuge des Prozesses kehrte der Kapitän auf das Unglücksschiff zurück.
"Costa Concordia"-Kapitän Francesco Schettino ist am Donnerstag im Zuge des Prozesses gegen ihn erstmals wieder auf das havarierte Kreuzfahrtschiff vor der italienischen Insel Giglio zurückgekehrt. Auf Antrag der Verteidigung nahm er an einem Besuch von Experten auf der Insel und dem Wrack teil. Die Fachleute sollen einen Bericht für die Verhandlung anfertigen.
Der Kapitän verbrachte die Nacht in einer Wohnung auf der Insel. "Die Gefühle, die ich empfunden habe, als ich das Wrack gesehen habe, kann man mit Worten nicht beschreiben. Ich habe an die letzten zwei Jahre und an die vielen Lügen gedacht, die über die Unglücksnacht gesagt wurden", betonte Schettino im Gespräch mit der Tageszeitung "La Nazione".
Schettino, der am Dienstagabend auf Giglio eingetroffen war, wollte ursprünglich nicht an dem Besuch des Wracks teilnehmen. "Ich habe ihn davon überzeugt. Es ist wichtig, um Klarheit über die Hintergründe der Havarie zu gewinnen", berichtete der Rechtsanwalt des Kapitäns, Domenico Pepe.
Der Bürgermeister der Insel Giglio, Sergio Ortelli, versicherte indes, dass das Wrack der Costa Concordia planmäßig Ende Juni weggeschleppt werden soll. Noch unklar ist, wo das havarierte Schiff zerlegt wird.
Die "Costa Concordia" hatte am 13. Jänner 2012 vor der Küste der Toskana einen Felsen gerammt und war in Schieflage geraten. Bei dem Unglück kamen 32 Menschen ums Leben. An Bord befanden sich auch 77 österreichische Passagiere, die sich retten konnten. Schettino muss sich in der toskanischen Stadt Grosseto seit Juli unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Er hatte den Unfallort in einem Rettungsboot verlassen.