Trump-Prozess

Schlacht um die Jury: Krankenschwester springt aus "Angst" ab

18.04.2024

Dramatischer Auftakt beim dritten Prozesstag im Strafverfahren gegen Ex-US-Präsidenten Donald Trump. 

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Gerade als Richter Juan Merchan mit der Auswahl der Geschorenen fortfahren wollte, sprang ein bereits ausgewähltes „Jury“-Mitglied ab. Sie teilte in dem dramatischen Moment mit, dass sie nicht mehr unparteiisch sein könne. 

Die Krankenschwester in einer Onkologie-Abteilung sei von Familie und Freunden mit Nachrichten bombardiert worden und sie sei in Sorge, dass ihre Identität öffentlich werden könnte. Offenbar hat sie es mit der Angst zu tun bekommen. Sie wurde vom Gericht entlassen. 

Richter tadelte auch die Presse

Der Vorsitzende in dem ersten Strafprozess gegen Trump hatte zuvor auch Pressevertreter getadelt: Es soll auf jegliche körperliche Beschreibungen der Geschworenen verzichtet werden. Das Ziel bleibe, die Identitäten geheim zu halten. Offenbar haben viele Kandidaten auch Angst, ins Social-Media-Sperrfeuer von Trump-Anhängern der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“) zu geraten.  

Bei dem Sensationsprozess in New York droht dem neuerlichen Präsidentschaftsbewerber bei einer Verurteilung eine Haftstrafe (maximal 136 Jahre). Im Zentrum der 34-Punkte-Anklage stehen Schweigegeld-Zahlungen an Ex-Pornostar Stormy Daniels, mit der er 2006 eine Sexnacht verbracht haben soll. 

Thriller um das Füllen der Geschworenenbank

Der Thriller bei der Selektion des Zwölfer-Gremiums einfacher Bürger vergrößerte sich, als die Ankläger verkündeten, dass der „Geschworene Nr. 4“ Ende der Neunziger wegen des Herunterreißens von Postern mit politisch rechten Botschaften verhaftet worden war und den Vorfall bei der Befragung verschwieg. Auch er wurde entlassen.

Bei der Auswahl der künftigen „Jury“ wird intensiv gerungen. Kein Wunder: Eine einzige Person kann ein Urteil, das einstimmig sein muss, vereiteln.

Trump selbst versucht sein Bestes, sich hier einzumischen – und riskiert damit sogar die U-Haft. Als er während einer Diskussion über „Social Media“-Postings einer potenziellen Geschworenen etwas murmelte und Grimassen schnitt, zürnte der Richter: „Ich werde keine Einschüchterungen in diesem Gerichtssaal dulden“. Merchan ermahnte Trump-Anwalt Todd Blanche: „Sprechen sie mit Ihrem Mandanten!“ 

Trump soll gegen Schweigeanordnung verstoßen haben

Die Kläger verkündeten Donnerstag auch, dass Trump „sieben weitere Male“ gegen eine richterliche Schweigeanordnung bezüglich expliziter Kommentare über Zeugen, Geschworene und Gerichtsmitarbeiter verstoßen habe. Etwa hatte Trump die Mutmaßung gepostet, dass sich „linke Aktivisten“ praktisch undercover in die Jury schwindeln könnten. Die Staatsanwaltschaft hatte schon am Montag verlangt, Trump solle wegen früherer Verstöße eine Geldstrafe von 3.000 Dollar zahlen. Und ihm klargemacht werden, dass eine 30-Tage-Haft drohe, sollte er sich nicht mäßigen. 

Gerichtsbeobachter sind sich einig: Normalerweise ist die Jury-Selektion eine eher unaufgeregte „Formsache“: Beim Trump-Prozess jedoch fliegen bereits hier die Fetzen…

Es ist der Prolog zu einem Prozess, wie ihn die USA seit OJ Simpson nicht mehr gesehen haben. 

Zur Vollversion des Artikels