36 Millionen Menschen wählen in der Ukraine. Favorit ist ein Süßwarenunternehmer.
Die Revolution ist Geschichte. Auf dem Maidan-Platz in Kiew, vor Wochen noch Zentrum des Aufstandes, sind nur wenige Menschen. An Wahlkampf erinnert hier nichts. „Gäbe es nicht das Fernsehen“, so Anwalt Andrey Antipov (34), „die Menschen würden nichts mitbekommen.“
36 Millionen Menschen sind heute, Sonntag, stimmberechtigt. 75.000 Soldaten, Polizisten und Wahlhelfer sollen den Urnengang möglich machen. 2.805 OSZE-Beobachter überprüfen, ob der Schicksalstag halbwegs korrekt abläuft.
28 Kandidaten treten an
Klarer Favorit ist „Schoko-Zar“ Petro Poroschenko. Umfragen sprechen von 44 bis 48 %, die für ihn stimmen. Seine Mitstreiterin Julia Timoschenko kommt gerade auf acht bis zehn Prozent, ein Totalabsturz. Das Spannendste am Urnengang ist nicht das Resultat, sondern, dass er überhaupt zustande gekommen ist.
- In 12 Städten in der Ostukraine wird die Wahl boykottiert. Prorussische Kräfte zerstörten Wahllokale, übten Terror gegen Wahlhelfer aus, trieben das Land an den Rand eines Bürgerkriegs.
- Auf der von Russland besetzten Krim können die Menschen (1,5 Millionen) ebenfalls nicht abstimmen. Sie müssten dazu ins ukrainische Kernland reisen.
Bei Stichwahl droht neues Chaos im ganzen Land
„Die Menschen sehnen sich nach Frieden“, sagt Meinungsforscherin Alina Poliakova: „Poroschenko trauen sie das zu, obwohl er während des Aufstandes nie in der ersten Reihe stand.“
Die Frontarbeit überließ er Ex-Boxer Vitali Klitschko: „Wichtig wäre es, dass Poroschenko gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erhält. Eine Stichwahl würde wochenlangen Stillstand bedeuten“, warnt er.