Angriff auf Konzert
Schüsse in Las Vegas - Todeszahl auf 58 gestiegen
02.10.2017
IS reklamiert Gewalttat für sich, Täter sei vor einigen Monaten zum Islam konvertiert.
Es war der blutigste Schusswaffenangriff in der jüngeren US-Geschichte: In Las Vegas hat ein 64-Jähriger von einem Hotel-Casino aus am Sonntagabend (Ortszeit) das Feuer auf Besucher eines Open-Air-Konzerts eröffnet und dabei mindestens 58 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt. Danach habe er sich selbst erschossen, teilte die Polizei am Montag mit. Die IS-Miliz reklamierte die Tat für sich. Noch zumindest zwölf der 515 Verletzten sind kritischem Zustand.
Aufruf zu Blutspenden
Eine Sprecherin der Uniklinik von Las Vegas sagte, das Krankenhaus habe 104 der Verwundete aufgenommen. Von diesen seien noch zwölf in kritischem Zustand. Wie viele Verletzte noch schwerst verletzt in anderen Spitälern liegen, war zunächst unklar.
Acht Patienten hätten nach der Ankunft in der Uniklinik sofort notoperiert werden müssen, sagte Danita Cohen, Sprecherin des University Medical Center of Southern Nevada. Die Behörden riefen die Bevölkerung dazu auf, Blut zu spenden.
Ein Video auf Twitter zeigt die dramatischen Szenen.
Schütze tötete sich selbst
Der Sheriff von Las Vegas, Joseph Lombardo, gab den Namen des mutmaßlichen Schützen mit Stephen Paddock an. Dieser lebte demnach in Mesquite rund 130 Kilometer nordöstlich von Las Vegas und hatte sich ein Zimmer im 32. Stock des "Mandalay Bay" gemietet, von dem aus er auf die Besucher des Country-Festivals "Route 91 Harvest" feuerte. Bevor ein Sondereinsatzkommando der Polizei sein Zimmer stürmte, tötete sich der 64-Jährige, sagte Lombardo am Montag. In seinem Zimmer hatte er demnach rund zehn Schusswaffen bereit gelegt.
Zu dem dreitägigen Festival waren rund 30.000 Besucher gekommen. Sie hörten gerade ein Konzert von Jason Aldean, als gegen 22.00 Uhr (7.00 Uhr MESZ) plötzlich erste Schüsse fielen. Augenzeugen berichteten von ganzen Salven aus Automatikwaffen, von Panik und Chaos. Der Country-Star erklärte, es schmerze ihn sehr, dass so etwas Menschen passieren könne, die nur einen "Abend voller Spaß" genießen wollten.
Wie ein "Kriegsschauplatz"
"Wir hörten dem Konzert zu und hatten unseren Spaß, dann hörten wir etwas, das wie Böller klang", sagte Konzertbesucher Joe Pitz der Lokalzeitung "Las Vegas Sun". Dann sei Jason Aldean von der Bühne gerannt und alle in der Nähe des Casino-Hotels in Deckung gegangen.
Robert Hayes, ein Feuerwehrmann aus Los Angeles, der in der Nähe der Bühne stand, glaubte zunächst, mit der Musikanlage stimme etwas nicht. Als klar war, dass es sich um Schüsse handelte, gehörte er zu den ersten freiwilligen Helfern. Es habe gewirkt wie ein "Kriegsschauplatz", sagte er dem Sender Fox News. Auf die Frage, ob der Täter wohl Erfahrung mit Waffen habe, sagte der Feuerwehrmann, bei 30.000 Konzertbesuchern brauche es keinen guten Schützen.
Mehr als 50 Tote
Nach Angaben der Polizei wurden mehr als 400 Menschen ins Krankenhaus gebracht. Ob einige von ihnen später ihren Verletzungen erlagen, war zunächst unklar. Die Zahl der Todesopfer wurde mit mehr als 50 angegeben.
Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei Paddock um einen Einzeltäter handelte. Nach dem Blutbad hatten sie zunächst nach seiner Lebensgefährtin gefahndet. Nun erklärten sie, die Frau sei "im Ausland" ausfindig gemacht worden. "Wir haben mit ihr gesprochen und denken nicht, dass sie beteiligt war", sagte Sheriff Lombardo.
Keine Hinweise auf IS-Verbindungen
Zu den Motiven des 64-Jährigen war zunächst nichts bekannt, doch reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Tat für sich. Der Schütze sei vor einigen Monaten zum Islam konvertiert, erklärte das IS-Propagandaorgan Amaq. Aus US-Sicherheitskreisen verlautete allerdings, es gebe keine Hinweise auf Verbindungen zu internationalen militanten Gruppen. Möglicherweise habe Paddock psychische Probleme gehabt.
Die Polizei hat in der Wohnung des Massenmörders zunächst nichts Verdächtiges gefunden. Eine Razzia habe keine Auffälligkeiten ergeben. In der Wohnung seien mehrere Waffen gefunden worden, sonst aber keine Hinweise auf die Vorbereitung der Bluttat.
Allgemeines Entsetzen
Das Blutbad löste allgemeines Entsetzen aus. US-Präsident Donald Trump bekundete den Opfern und ihren Angehörigen sein "aufrichtiges Beileid". Er bezeichnete die Todesschüsse von Las Vages als "Akt des absolut Bösen". Er rief die Amerikaner in der Stunde der Trauer zur Einigkeit und zum Zusammenhalt auf. Er dankte den Rettungskräften und Polizisten für ihren schnellen Einsatz, der weitere Todesopfer verhindert habe. Er selbst werde am Mittwoch Las Vegas besuchen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Trump ordnete an, die Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden des Bundes zum Zeichen der Trauer auf Halbmast zu setzen.
Dem Außenministerium in Wien lagen zunächst keine Informationen über mögliche Opfer aus Österreich vor. "Das zuständige Generalkonsulat in Los Angeles wurde aber eingeschalten", sagte Sprecher Thomas Schnöll.