Nach einer Demonstration gegen Flüchtlinge und Migranten hat es am Freitagabend in der zypriotischen Hafenstadt Limassol schwere Ausschreitungen gegeben.
Rund 350 Vermummte griffen Geschäfte von Migranten und die Menschen selbst an, warfen Brandsätze und Steine und zündeten Mülltonnen an, wie die Zeitung "Cyprus Times" am Samstag berichtete. Die Polizei setzte Tränengas ein, fünf Menschen wurden verletzt, es gab 13 Festnahmen.
Bei den Vermummten soll es sich Medienberichten zufolge um Rechtsextreme handeln. Bereits am vergangenen Wochenende hatten Rechtsextreme in der Kleinstadt Chloraka Migranten angegriffen. Fernsehbilder zeigten, wie Passanten sich in Sicherheit brachten, während die Vermummten "Migranten raus aus Zypern" skandierten und randalierten. Noch am Freitagabend sprach Präsident Nikos Christodoulidis von "beschämenden Bildern", wie der Sender RIK berichtete. Am Samstagmorgen fand im Präsidialgebäude eine Krisensitzung mit den zuständigen Ministern, der Polizei, dem Zivilschutz und der Feuerwehr statt.
Laut zypriotischem Innenministerium machen Flüchtlinge und Migranten mittlerweile sechs Prozent der Bevölkerung aus. Die kleine Inselrepublik verzeichnet außerdem gemessen an der Bevölkerungszahl mit Abstand die meisten Asylanträge pro Jahr in der EU. Die Flüchtlingslager sind überfüllt, vielerorts haben sich Ghettos gebildet, wo die Menschen in Armut leben. Diese Zustände dienen Ultrarechten als Anlass für die Ausschreitungen.
Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht und Regelwerk gelten, so lange es keine Lösung für die Teilung gibt, nur im Südteil der Insel. Dort leben rund 900.000 Menschen, im Norden sind es rund 300.000. Zypriotische Regierungen haben in den vergangenen Jahren immer wieder beklagt, dass Migranten aus der Türkei legal nach Nordzypern reisen und von dort über die grüne Grenze nach Südzypern und damit in die EU gelangen.