Proteste
Schwere Ausschreitungen in Hongkong
15.10.2014
Es gab mehrere Festnahmen und Verletzte auf beiden Seiten.
Die schwersten Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten seit Beginn der Proteste in Hongkong vor mehr als zwei Wochen haben neue Spannungen geschürt. Eine Prügelattacke und Vorwürfe wegen Polizeibrutalität lösten zusätzlich Empörung in der chinesischen Sonderverwaltungsregion aus, die bis zum Jahr 1997 eine britische Kronkolonie war.
Zu den Auseinandersetzungen kam es in der Nacht, als Hunderte Polizisten den am Vorabend überraschend von Aktivisten besetzten Tunnel der Lung Wo Straße nahe des Regierungssitzes räumten. Es gab chaotische Szenen. Polizisten rangen Demonstranten zu Boden, um sie zu fesseln und abzutransportieren. Es gab 45 Festnahmen. Vier Beamte wurden verletzt. Die Polizei setzte Pfefferspray ein. Eine unbekannte Zahl von Demonstranten erlitt Verletzungen.
Video: Polizei geht gewaltsam gegen Demonstranten vor
Schwere Vorwürfe gegen Polizei
Nach dem Einsatz schlugen Vorwürfe wegen Polizeibrutalität große Wellen. Auslöser war ein Video im Fernsehsender TVB, das zeigt, wie Polizeibeamte einen gefesselten Mann in eine dunkle Ecke tragen, auf den Boden legen und immer wieder mit Fußtritten traktieren. Das Opfer wurde später als Ken Tsang, Mitglied der oppositionellen prodemokratischen Bürgerpartei, identifiziert.
Abgeordnete der Partei veröffentlichten Fotos von seinen Prellungen und Abschürfungen am Körper und im Gesicht. Er wurde im Krankenhaus behandelt. Sicherheitschef Lai Tung-kwok berichtete, die beteiligten Beamten seien "vorübergehend vom Dienst suspendiert" worden. Eine formelle Untersuchung wurde eingeleitet. Die Polizei zeigte sich "besorgt" über das Video mit den Beamten, "die verdächtigt werden, heute Früh übermäßige Gewalt eingesetzt zu haben".
Studentenführer Joshua Wong sagte, die Polizei habe nun jegliches Vertrauen verspielt. Amnesty International sprach in einer Mitteilung von einem "bösartigen" Übergriff. "Bei dem Gedanken daran, dass einige Polizisten in Hongkong meinen, sie stünden über dem Gesetz, dreht sich einem der Magen um", erklärte Amnestys Hongkong-Direktorin Mabel Au.
Die Proteste hatten sich an Beschlüssen Pekings entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Seit der Rückgabe an China im Jahr 1997 wird die frühere Kronkolonie unter chinesischer Souveränität als eigenes Territorium weitgehend autonom regiert.