Katastrophales Erdbeben forderte mehr als tausend Tote in Nepal.
Bei dem schweren Erdbeben im Himalaya sind nach Regierungsangaben allein in Nepal mehr als 1.450 Menschen ums Leben gekommen. Das sagte Informationsminister Minendra Rijal am Samstagabend vor Journalisten. Die endgültige Zahl der Toten können noch viel höher liegen. In mehreren Staaten Asien hatte die Erde am Samstag heftig gebebt, Nepal war jedoch am schlimmsten betroffen.
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Auch in den Nachbarstaaten Indien und Bangladesch wurde von vielen Toten berichtet. Das Beben hatte nach Angaben von Seismologen die Stärke 7,9 und ereignete sich in geringer Tiefe. Zahlreiche Gebäude stürzten ein. Am Mount Everest wurden Lawinen ausgelöst, bei denen mindestens 13 Menschen ums Leben kamen. Teile des Bergsteiger-Basislagers am höchsten Berg der Welt wurden verschüttet. Dort sollen sich den Behörden zufolge 1.000 Menschen aufgehalten haben, darunter 400 Ausländer.
Am schwersten betroffen war die 700.000 Einwohner zählende nepalesische Hauptstadt Kathmandu. Das Epizentrum des Bebens lag laut GFZ nur etwa 80 Kilometer entfernt, in etwa 18 Kilometern Tiefe. Überall in der Stadt stürmten die Menschen auf die Straßen. Nach Augenzeugenberichten trauten sie sich stundenlang nicht in ihre Häuser zurück, weil Nachbeben den ganzen Nachmittag über die Erde weiter erzittern ließen.
Vor allem alte Gebäude, Gemäuer und historische Tempel stürzten ein. Der Verkehr kam zum Erliegen, weil die Straßen aufrissen. "Wir fürchten, dass noch viele Menschen unter alten Häusern und Gebäuden begraben sind", sagte Nepals Innenministeriumssprecher Laxmi Dhakal.
Wegen des Erdbebens löste sich eine Lawine am Mount Everest und verschüttete mehrere Bergsteiger. Zunächst sei unklar gewesen, wie viele Kletterer betroffen waren, sagte Tempa Tsheri Sherpa von der Organisation Dreamers Destination. Andere Quellen sprachen von mindestens acht Toten. Der blinde Bergsteiger Andy Holzer aus Osttirol und sein dreiköpfiges Team sind unterdessen sicher im vorgeschobenen Basislager (ABC, advanced base camp) auf 6.400 Metern angekommen. Sie hätten zwar gespürt, dass die Erde bebte, seien aber selbst nicht betroffen gewesen, sagte Holzers Ehefrau Sabine.
Indische Behörden sprachen von vier Toten auf indischer Seite. In China starb laut staatlichen Medien eine 83-Jährige, als ihr Haus einstürzte. Auch in Bangladesch kam eine Frau ums Leben. Dutzende Textilarbeiterinnen wurden nach offiziellen Angaben außerdem verletzt, als sie aus ihrer Fabrik in Savar vor den Toren der Hauptstadt Dhaka flüchteten. Aus Pakistan wurden zunächst keine Toten gemeldet.
Überall Trümmer
Der kulturell wichtige Durbar-Platz im Zentrum Kathmandus - ein Unesco-Weltkulturerbe - sei nicht mehr wiederzuerkennen, sagte der Autor Kashish Das Shrestha. Er twitterte Bilder, auf denen nur noch Holzhaufen zu sehen sind, wo einst historische Gebäude standen. Auch der neunstöckige Dharahara-Turm, der schon einmal durch ein Erdbeben beschädigt wurde, sei in sich zusammengestürzt.
"Wir haben uns schon so lange vor dem großen Beben gefürchtet", sagte Liz Satow, Nepal-Büroleiterin der Hilfsorganisation World Vision. Nun sei es eingetreten. Die Betroffene Pooja Lama sagte nach einem Telefonat in ihren nepalesischen Heimatort Ranipauwa, ihr Haus sei komplett zerstört. "Aber immerhin sind wir am Leben."
Nepals einziger internationaler Flughafen, der wegen der Nachbeben zwischenzeitlich geschlossen war, wurde am Nachmittag teilweise wieder geöffnet. Indiens Luftwaffe schicke ein Flugzeug mit Nahrungsmitteln, Wasser, Rettungsausrüstung, Spürhunden, Ärzten und Krankenpflegern, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Neu Delhi.