Der Papst feiert heuer eines der schwierigsten Osterfeste aller Zeiten: Benedikt XVI. aber versteckt sich nicht, sondern sucht die Öffentlichkeit.
Seit Monaten halten immer neue Enthüllungen über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche die Welt in Atem. Und damit nicht genug: Der Antisemitismus-Vergleich von Papst Benedikts persönlichem Prediger Raniero Cantalamessa sorgt nun für erneuten Aufruhr: Der 76-Jährige zitierte am Karfreitag in Anwesenheit des Papstes einen jüdischen Freund. Cantalamessa wörtlich: „Die Stereotypen und das Verschieben persönlicher Verantwortung und Schuld hin zu einer kollektiven Schuld erinnern mich an beschämendste Aspekte des Antisemitismus.“
Vertreter des Judentums reagierten entsetzt. „Schande über Pater Cantalamessa. Wir sind zutiefst enttäuscht“, erklärt Elan Steinberg von der Vereinigung amerikanischer Holocaust-Überlebender. Das Wiesenthal-Zentrum fordert eine päpstliche Entschuldigung.
Benedikt sagt wegen der Krise nun sogar Urlaub ab
Auch der
Vatikan distanzierte sich von den Äußerungen des 76-Jährigen.
Vatikansprecher Frederico Lombardi stellte klar: Die Äußerungen seien nicht
als Angriff auf das Judentum gedacht gewesen, sondern als
Solidaritätsbekundung eines Juden mit dem Papst.
Klar ist: Obwohl die katholische Kirche derzeit kaum aus den Negativ-Schlagzeilen kommt und Papst Benedikt bis zur Messe zur Osternacht im Petersdom am Samstag kein Wort zur Kirchenkrise gesagt hat, absolvierte der 82-Jährige trotz der Skandale souverän das Fest zur Auferstehung Christi.
Anders als sein Vorgänger, Papst Johannes Paul II., bestand Benedikt darauf, sowohl die Messe zur Osternacht als auch die Messe am Ostersonntag auf dem Petersplatz persönlich zu lesen. Dort spricht er heute um 12 Uhr vor mehreren Zehntausend Gläubigen in 64 Sprachen den Segen „Urbi et Orbi“ („der Stadt und dem Erdkreis“). Bereits am Gründonnerstag hatten die offiziellen Osterfeierlichkeiten mit der Fußwaschung begonnen.
Und: Benedikt XVI. will weiterhin Präsenz zeigen: Seinen geplanten Osterurlaub auf seinem Landsitz Castel Gandolfo sagte er ab. Während der Krise bleibt der Papst in Rom.
Der Terminplan des Papstes zu Ostern Papst Benedikt steht schon um fünf Uhr auf. Zu essen gibt es heuer kein Osterlamm. Rom. Gerade zu den Osterfeiertagen ist der Terminplan des Papstes bis an den Rand gefüllt. Sein Programm im Detail: Aufstehen: Der 83-Jährige steht nun täglich bereits um 5 Uhr auf. Gebet und Frühstück: Nach dem Morgengebet nimmt der 83-Jährige eine kleine Mahlzeit ein. Es gibt bayerische Köstlichkeiten, dazu Tee und Fruchtsaft. Messe: Sowohl am Ostersonntag als auch am Ostermontag wird der Papst um 10.15 Uhr eine Messe lesen. Höhepunkt der Feierlichkeiten wird der Gottesdienst mit Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz sein. Hier wird er den Segen „Urbi et Orbi“ sprechen. Mittagessen: Sonntagmittag zieht sich Benedikt XVI. zum Essen in seine Privatgemächer zurück – dort gibt es aber kein Osterlamm, sondern Pasta. Besuch von Bruder: Während der Feiertage auch in Rom ist der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger. Nach dem Essen wird er mit ihm am Ostersonntag in den vatikanischen Gärten spazieren gehen und ihm aus der Bibel vorlesen. |