Der Theologe klagt über den "homophobischen Hass" in der Kirche.
Der wegen des Bekenntnisses zu seiner Homosexualität suspendierte Vatikan-Prälat Krzystof Charamsa hat dem Papst in einem Schreiben sein Outing begründet. Im Brief, der auszugsweise auf der Online-Ausgabe der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" veröffentlicht wurde, wird die Kirche beschuldigt, Schwule zu verfolgen.
Die Kirche mache das Leben der Schwulen zur "Hölle", schrieb der 43-Jährige. Er habe sich nach langen Überlegungen zum Outing entschlossen. Damit wolle er öffentlich die "Gewalt der Kirche gegenüber Homosexuellen, Lesbierinnen, Bisexuellen und Transsexuellen" verurteilen. Der "homophobische Hass der Kirche, die Ausgrenzung und Marginalisierung von Menschen wie ich" sei ihm unerträglich. Die Kirche würde die Menschenrechte der Homosexuellen missachten, klagte Charamsa.
Die Vorwürfe gegen die Kirche sind auch in Briefen enthalten, die Charamsa den päpstlichen Universitäten geschickt hatte, in denen er unterrichtete. Darin rief der Pole alle homosexuellen Kardinäle, Bischöfe und Priester auf, "diese unsensible, ungerechte und brutale Kirche" zu verlassen.
Charamsa hatte sich vor Beginn der Familiensynode am 3. Oktober in Interviews in italienischen und polnischen Medien sowie bei einer Pressekonferenz mit seinem katalanischen Partner in Rom als schwul geoutet. Der Vatikan entband den Geistlichen daraufhin von seinem Posten in der Glaubenskongregation und entzog ihm seine Lehrbefugnis für päpstliche Hochschulen.