Nach dem tragischen Tod von Urlauberkind Sebastian aus Baden deutet vieles darauf hin, dass die zuständige Strandaufsicht versagt hat.
ÖSTERREICH-Reporterin Saskia Aberle berichtet aus Amrum
Vier Tage, nachdem Schüler Sebastian W. (10) aus Baden bei Wien auf der Nordsee-Insel Amrum tot aufgefunden wurde, wird der Fall immer mysteriöser. Alles deutet darauf hin, dass die zuständige Strandaufsicht nicht vor Ort war, als sich der Bub am Spielplatz „Piratenschiff“ eine riesige Grube buddelte, unter deren Sandmassen er schließlich qualvoll erstickte.
Dienst der Strandaufsicht hätte bis 18 Uhr gedauert
Für die Aufsicht an den drei jeweils 600 Meter langen Strandabschnitten ist die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zuständig. Die Jobs werden jährlich neu ausgeschrieben, Rettungsschwimmer aus ganz Deutschland bewerben sich für die Jobs an der Nordseeküste. In Wittdün, wo das Unglück geschah, bezieht die DLRG auf dem Balkon des dortigen Strandcafés ihr Quartier. Der Strand und auch der Spielplatz „Piratenschiff“ sind von dort optimal einsehbar.
Vorausgesetzt, man ist auch dort. Einer der beiden Rettungsschwimmer, ein 69-Jähriger aus Wuppertal, hat selbst gesagt: „Wir waren die Ersten, die durch die Eltern vom Verschwinden Sebastians erfuhren. Wir haben sofort nach ihm gesucht.“ Und: „Wir waren gerade vom Joggen gekommen.“ Das heißt: Während sich das Kind am späten Sonntagnachmittag sein Grab schaufelte, waren die DLRG-Retter nicht präsent. Ihr Dienst aber hätte regulär bis 18 Uhr gedauert. Sie hätten Sebastian sehen müssen.
Wie berichtet, war der Bub während des Familienurlaubs auf der Insel Amrum zunächst drei Tage vermisst und schließlich tot im Sand geborgen worden. Trotz der größten Suchaktion der Geschichte war es nicht gelungen, Sebastian lebend zu finden. Das Foto eines Urlaubers führte die Polizei schließlich auf die richtige Spur. Das Kind hatte sich am „Piratenschiff“ 1,5 Meter tief eingebuddelt.
Amrum: Das Leben geht weiter, aber ...
Die Sonne und das Meer dürfen wieder genossen werden. Zumindest versuchen es die Urlauber wieder. Auch noch eine Woche nach dem Tod von Sebastian herrscht zwar Fassungslosigkeit am Wittdüner Strand, aber die Kinder klettern schon wieder auf dem „Piratenschiff“, direkt über dem Blumenmeer für den kleinen Buben. „Alle Insulaner sind noch immer sehr betroffen. Deswegen hat die kleine Kapelle bei uns auch länger auf, damit die Menschen einen Ort haben zum Trauern“, sagt Frank Timpe vom Tourismusverband. Doch dort sieht man fast nie jemanden. Die Urlauber und Einheimischen pilgern mit Blumen und Kerzen lieber zum Strand. Den Ort, an dem Sebastian sein Leben verlor. Hier soll am Sonntagabend eine Gedenkfeier stattfinden. „Wir sind seit zwei Wochen auf der Insel, haben ihn sogar mitgesucht. Wir wollten uns an diesem Ort von ihm verabschieden, denn jetzt reisen wir wieder in die Heimat“, sagt Urlaubsgast Elke D. aus Bielefeld.