Analyse
Seine Gegner machten ihn so richtig stark: Jetzt lacht Trump zuletzt
04.03.2024Es fallen die Dominosteine – alle in die Richtung von Donald Trump.
Kaum ein Tag vergeht derzeit, der keine guten Nachrichten für den ehemaligen Präsidenten bringt. Fast scheint es in Greifweite: Aus dem Oberkommandierenden Nr. 45 könnte bei den 2024-Wahlen die Nr. 47 werden. Für den Krawall-Republikaner ist es ein fulminantes Comeback. Wenige sahen es in diesem Ausmaß kommen.
Und wahr ist auch: Es ist die Szene der Trump-Hasser, die ihn oft so richtig stark macht.
Rückblende: Nach den „January 6“-Unruhen schien die Trump-Story zu Ende, der „Putschist“, der die Wahlniederlage gegen den Demokraten Joe Biden nicht eingestehen wollte, erledigt. Seine Partei hätte es beim zweiten Amtsenthebungsverfahren offiziell machen können, eine Verurteilung ein permanentes politisches Berufsverbot bedeutet. Doch sie scheuten zurück…
2022 wirkte Trump als erledigt - dann kamen die Prozesse
Dann der Herbst 2022: Trump hatte für die Republikaner die „Midterm“-Kongresswahlen vergeigt, nachdem er persönlich eine Reihe an Verlierer-Kandidaten ausgewählt hatte. Als er in seinem Ressort Mar-a-Logo seine Wiederkandidatur verkündete, wurde er weitgehend abgeschrieben. Er wirkte ausgelaugt, tönte die alte „Make America Great Again“-Leier. Ein Mann von gestern. Und mit dem gerade per Erdrutsch wiedergewählten Florida-Gouverneur Ron DeSantis schien ein jüngerer Erbe bereitzustehen.
Doch alle haben die Rechnung ohne Trumps treue Anhängerschaft gemacht. Die MAGA-Welt hielt ihm eisern die Treue, bewertete jede Kritik an Trump als Verrat und ermöglichte letztendlich die jetzige Siegerserie zum Start der Republikaner-Vorwahlen. Für seine Gegner wäre es ein fast unmöglicher Spagat: Wer Trump kritisierte, rasselte ins Fegefeuer. Nachahmer wie Phrasendrescher Vivek Ramaswamy, konnten wiederum nicht erklären, warum die Parteigänger nicht lieber gleich das „Original“ wählen sollen. Trump eben. Bald blieb nur mehr Nikki Haley als Gegnerin über. Aber die, lästerte die „New York Post“, kandidiert offenbar gerade „für eine Partei, die es so nicht mehr gibt…“
Und dann die Eigentore der Trump-Gegner: Vier strafrechtliche Anklagen wurden von der US-Justiz gegen den Ex-Präsidenten vorgebracht, insgesamt 91 Verbrechenspunkte. Maximale Haft: 700 Jahre. Es sah so aus, als würde er eher im Knast als im Oval Office landen.
Supreme Court scheint an seiner Seite
Doch Trumps Taktik des Verzögerns und Vernebelns scheint auch hier aufzugehen. Das Höchstgericht erteilte zuletzt dem Ankläger, Sonderermittler Jack Smith, beim wichtigsten Prozess (January 6) einen Rückschlag: Zuerst soll über Trumps mögliche Immunität als Präsident geurteilt werden. Der Prozess dürfte, wenn überhaupt, erst nach den Wahlen beginnen.
Auch der Start des zweiten Bundesprozesses im Geheimakten-Skandal wackelt. Sollte Trump wieder Präsident werden, könnte er beide Verfahren einstellen lassen. In der Georgia-Causa (Wahlmanipulation) steht derzeit eher die Anklägerin am Pranger – wegen einer Sexaffäre mit einem ihrer Sonderermittler. Der ganze Prozess wackelt. Dem Gericht muss sich Trump zwar in New York stellen, ab dem 25. März. Aber diese Anklage wegen Schweigegeld-Zahlungen an Ex-Mätresse Stormy Daniels gilt als schwächste Causa des juristischen Großangriffs.
Vorteil Trump...
Beobachtet wurde – rückblickend: Trump konnte sich bei den Auftritten zur Anklageverlesung (einmal sogar mit „Mug Shot“) als Opfer von Bidens „Polit-Justiz“ hochstilisieren, wie er zürnte. Damals stiegen seine Umfragewerte wieder, die Basis rückte hinter ihm zusammen. Ähnlich ist es jetzt mit dem praktisch aussichtslosen Versuch, Trump als „Aufständischen“ von den Wahlen auszuschließen, wie demokratische Hochburgen wie Colorado, Maine und Illinois versuchten. Der Supreme Court schmetterte das gerade mit einem 9:0-Urteil ab. Schön für Trump, der einen neuen Siegermoment feierte.
Im ganzen Anti-Trump-Wahn hatten die Demokraten auch übersehen, dass sie mit dem 81-jährigen Biden einen Tattergreis ins Rennen schicken.
All das brachte die jüngste Wende. Jetzt heißt es: Vorteil Trump.