Kiew meldet Abwehr von rund 15 Drohnen

Selenskyj lobt die Luftabwehr und beklagt ''brutale Kämpfe''

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensykj hat in seiner allabendlichen Ansprache an die schweren Kämpfe im Osten und Süden des Landes erinnert.

"Die Besatzer versuchen mit aller Kraft, unsere Burschen aufzuhalten. Die Angriffe sind sehr brutal", schrieb Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal am Donnerstagabend. Er lobte zudem das Militär im ukrainisch-rumänischen Grenzgebiet um die Hafenstadt Ismail für ihre Bekämpfung russischer Kamikaze-Drohnen.

Russland griff am Mittwoch die Hafeninfrastruktur in Ismajil an der Donau mit Drohnen an. Laut ukrainischen Behörden ist dabei mindestens ein Getreidesilo beschädigt worden. Insgesamt setzte Russland nach Angaben des ukrainischen Präsidenten seit dem Beginn des Krieges mindestens 1961 Shahed-Drohnen gegen das Nachbarland ein. Die Vergrößerung der Luftabwehrsysteme ist daher laut Selenskyj eine Aufgabe für jeden ukrainischen Botschafter und jeden ukrainischen Vertreter im Ausland.

Attacken mit Drohnen iranischer Bauart

Russland attackiert in seinem seit mehr als 17 Monaten dauernden Angriffskrieg die Ukraine immer wieder mit Drohnen iranischer Bauart. Alleine in der Nacht zum Donnerstag hat das ukrainische Militär nach eigenen Angaben 15 Shahed-Drohnen und sieben russische Aufklärungsdrohnen abgeschossen.

Die ukrainische Luftabwehr wehrte nach eigenen Angaben in der Nacht auf Donnerstag rund 15 Drohnen ab, die sich auf Kiew zubewegten. Die ukrainischen Streitkräfte "haben fast 15 Luftziele entdeckt und zerstört", erklärte Militärverwaltungschef Serhij Popko am Donnerstag im Onlinedienst Telegram. Er fügte hinzu, es habe sich um Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion gehandelt. Es sei der 820. Luftalarm in Kiew seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 gewesen.

"Nach den bisher vorliegenden Informationen gab es keine Opfer oder Schäden in der Hauptstadt", erklärte Popko. Der Luftalarm habe drei Stunden gedauert.

Zehn Shahed-Drohnen über Kiew abgefangen

In der Nacht auf Mittwoch hatte die ukrainische Armee nach eigenen Angaben bereits mehr als zehn Shahed-Drohnen über der Hauptstadt abgefangen. Die herabstürzenden Trümmer verursachten leichte Sachschäden, verletzt wurde niemand.

Ebenfalls am Mittwoch meldete Kiew einen Angriff auf den ukrainischen Donau-Hafen in Ismajil direkt an der Grenze zu Rumänien. Dabei seien Lagerhäuser und Verwaltungsgebäude beschädigt worden. Ismajil ist der wichtigsten Exporthafen für ukrainisches Getreide, seitdem Russland im vergangenen Monat aus dem Getreideabkommen für den Export durch das Schwarze Meer ausgestiegen ist.

Bei Russlands Angriffen auf ukrainische Häfen mit Getreidesilos handelt es sich nach Einschätzung von Experten wohl um gezielte Attacken, um die Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben. Russland könne durch das Fernhalten des ukrainischen Getreides vom Weltmarkt darauf hoffen, von höheren Preisen zu profitieren, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington am Mittwochabend (Ortszeit) mit.

Zerstörung von 40.000 Tonnen Getreide

Die Experten verwiesen auf die Zerstörung von 40.000 Tonnen Getreide in einem Hafen im Raum Odessa in der Nacht zum 2. August. Demnach stiegen die durch militärische Angriffe vernichteten Mengen auf inzwischen mehr 200.000 Tonnen Getreide, seit Russland am 17. Juli das Abkommen zur Verschiffung ukrainischer Lebensmittel über das Schwarze Meer aufgekündigt hat. Zwar behaupte Russland, dass es militärische Ziele angreife, getroffen würden aber Getreidesilos, hieß es in der ISW-Analyse.

Russlands Ausstieg aus dem von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelten Getreideabkommen, die Angriffe auf die Häfen und die Drohung, Schiffe mit Ziel Ukraine anzugreifen, hätten eine Schwankung bei den Getreidepreisen zur Folge, hieß es. Von höheren Preisen profitiert nach Einschätzung von Experten vor allem Russland, das zu den größten Exporteuren etwa von Weizen gehört.

Nach der Aufkündigung des Getreideabkommens durch Russland warnten die USA vor einer Blockade von Nahrungsmitteln in Konflikten. "Hunger darf nicht als Waffe eingesetzt werden", sagte US-Außenminister Antony Blinken am Donnerstag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.

Nachwachsendes Unterholz erschwert die Kämpfe

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums erschwert nachwachsendes Unterholz die Kämpfe im Süden der Ukraine. Die überwiegend landwirtschaftlich genutzte Fläche in der Kampfzone liegt nun seit 18 Monaten brach, weswegen Unkraut und Sträucher bei den warmen, feuchten Sommerbedingungen schneller nachwachsen, teilte das Ministerium in London in seinem täglichen Bericht am Donnerstag mit.

Das bedeute zusätzliche Tarnung für russische Verteidigungspositionen und erschwere die Räumung von Minenfeldern, schrieben die Briten in ihrem täglichen Update bei Twitter. Obwohl das Unterholz auch Tarnung für kleine, heimliche Infanterieangriffe bieten könne, sei es unter dem Strich für beide Seiten schwieriger, voranzukommen.

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