So tickt Merah wirklich

Hass-Killer stand bei FBI auf Blacklist

22.03.2012

Der Serientäter war den US-Behörden bekannt. Sie verhängten ein Einreiseverbot.

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33 Stunden hat die Polizei mit Mohammed Merah (23) verhandelt – viel zu lang, wird nun kritisiert. Es hätte schon weit früher gestürmt werden sollen. Innenminister Claude Guéant wollte den Killer aber lebend. Er sollte vor Gericht erklären, warum er eiskalt sieben Menschen mit Kopfschüssen exekutiert hat. Und: Wer die mögliche Komplizen des  „Gotteskriegers“ der Al-Kaida“ sind.

Der Hass-Killer wollte aber den Kampf. Donnerstag um 10.30 Uhr ordnete Guéant deshalb den Sturm der Wohnung an. Fenster und Türen wurden aufgesprengt, Blendgranaten und Schallbomben geworfen. Gleichzeitig rollten Videoroboter durch die Wohnung, lieferten Live-Bilder. Merah hatte sich im Badezimmer verschanzt, samt mächtigem Waffenarsenal. Dazu gehörten eine Uzi (halbautomatische Maschinenpistole), eine Kalaschnikow AK 47 (Sturmgewehr) und Colts. Deshalb stürmte das Spezialkommando.

Noch im Fallen feuerte der Killer weiter –- wie im Film
Plötzlich trat Merah schreiend und schießend die Badezimmertüre auf. Er trug eine Panzerweste, seine Maschinenpistolen hatte er auf Dauerfeuer gestellt. Das Kommando der Polizei feuerte zurück. Innerhalb von weniger Augenblicken fielen 300 Schüsse.

Drei Polizisten wurden bei dem Kampf verletzt, einen erwischte es am Bein: „Es waren schwere Salven. Nie zuvor haben meine Beamten derart intensives Feuer erlebt“, sagte Innenminister Guéant: „Er hat sich mit allem gewehrt, was er hatte.“

Schließlich stürzte sich der Attentäter aus dem Badezimmer-Fenster seiner im Mezzanin gelegenen Wohnung. Noch im Fallen feuerte er weiter, wie Bruce Willis im Kino.

 Scharfschützen schossen zurück. Von mehreren Kugeln im Kopf getroffen, landete der Killer tot auf dem Gehsteig, der blutige Terror war vorbei.

„Du tötest meine Brüder und ich töte dich“
Erst beim Durchsuchen der Wohnung wurde klar, wie bestialisch Merah agierte. Er hat seine sieben Morde gefilmt, auch die an den drei jüdischen Kindern. Die Videos seien „erschreckend explizit“, sagte Staatsanwalt Francois Molins. Beim tödlichen Kopfschuss auf sein erstes Opfer habe er erklärt: „Du tötest meine Brüder, und ich töte Dich.“ Zu den Polizsisten sagte er: „Wenn ich sterbe, gehe ich ins Paradies –- wenn ihr sterbt, Pech für euch!“.

Er stand auf der Blacklist
Der algerischstämmige Franzose Mohammed Merah war bereits vor seinen Taten geheimdienstlich bekannt. Laut Ermittlern war er 2010 und 2011 in Afghanistan und Pakistan; gegenüber der Polizei hatte er angegeben, dem Terrornetzwerk Al-Kaida anzugehören. Laut US-Geheimdienstkreisen stand Merah auf einer Flugverbotsliste der USA. Schon als Minderjähriger war er mehrfach wegen kleinerer Delikte aufgefallen und saß im Gefängnis. Eine Frau aus Toulouse hatte Merah zudem vor knapp zwei Jahren wegen Al-Kaida-Videos angezeigt, die er ihrem Sohn gezeigt haben soll.

Merah sei auf der "no-fly"-Liste für Terror-Verdächtige gestanden, erklärten US-Regierungsvertreter am Donnerstag. Auf der Liste stehen Personen, von denen die US-Behörden meinen, dass sie ein Flugzeug zum Absturz bringen könnten. Die Liste ist die schärfste ihrer Art, auf ihr sind etwa 4000 Namen verzeichnet. Wer darauf steht, darf mit einem Flugzeug weder innerhalb der USA reisen noch in die USA hinein oder aus ihr heraus. Die Liste wird geführt vom "Terrorist Screening Center", das unter der Obhut des FBI arbeitet und Informationen verarbeitet, die von anderen US-Regierungsbehörden stammen.


 

Auf der nächsten Seite der Live-Ticker zum Nachlesen!

 

oe24.at berichtet jetzt LIVE aus Toulouse.

Video: Heftige Detonationen in Toulouse >>

20:10 Uhr: Auch die dritte Bluttat in einer jüdischen Schule, wo der 23-Jährige drei Kinder und einen Religionslehrer erschoss, nahm Merah dem Staatsanwalt zufolge auf. Der Islamist, der sich selbst als Mitglied des Terrornetzwerks Al-Kaida bezeichnete, hatte in allen Fällen eine Kamera um seinen Körper geschnallt.

19:37 Uhr: Bei seinem zweiten Attentat auf zwei Fallschirmjäger sei Merah auf Video zu sehen, wie er die beiden Soldaten erschießt, bevor er mit seinem Motorroller davonfährt und "Allah Akbar!" (Gott ist groß) rufe.

18:58 Uhr: Auf dem ersten Video zum Attentat vom 11. März sei Mohammed Merah zu sehen, wie er zu seinem Opfer sagt: "Du tötest meine Brüder, jetzt töte ich dich", teilte der für Terrorismus zuständige Pariser Staatsanwalt François Molins.

18:31 Uhr: Die islamistische Radikalisierung Merahs hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Gefängnis begonnen. Der Attentäter habe im Gefängnis begonnen, "eifriger" den Koran zu lesen, sagte der für Terrorismus zuständige Pariser Staatsanwalt François Molins.

17:51 Uhr: Die Frau berichtet weiter, Merah sei von seinem älteren Bruder Abdelkader beeinflusst worden, der der "Kopf" des Duos gewesen und oft ins Ausland gereist sei.

17:44 Uhr: Eine Frau aus Toulouse hat nach Angaben ihres Anwalts schon vor knapp zwei Jahren zweimal Anzeige gegen den Serienattentäter Mohammed Merah wegen gewalttätiger Al-Kaida-Videos erstattet. Sie habe Merah zweimal angezeigt, weil er ihrem 15-jährigen Sohn Al-Kaida-Videos mit "unerträglichen" Gewaltszenen gezeigt habe, sagte die Frau.

17:20 Uhr: Französische Rechtsextremisten werfen der Regierung vor, ganze Stadtviertel radikalen Islamisten zu überlassen. Die Gefahr werde unterschätzt, sagte die Chefin des Front National, Marine Le Pen, am Donnerstag. Sie kritisierte, dass die Bildung fundamentalistischer Netze in manchen Vierteln toleriert werde, nur um den sozialen Frieden nicht zu gefährden.

16:43 Uhr: Die Pariser Staatsanwaltschaft hat inzwischen die bei Merah sichergestellten Videos gesichtet und beschreibt sie als erschreckend explizit. Beim tödlichen Kopfschuss auf sein erstes Opfer habe er erklärt: "Du tötest meine Brüder, und ich töte Dich." Polizisten habe er erklärt: "Wenn ich sterbe, gehe ich ins Paradies - wenn ihr sterbt, Pech für euch!".

16:15 Uhr: Inzwischen hat sich eine der Al-Kaida nahestehende Organisation zu den Anschlägen bekannt. Die Gruppe names Dschund al-Chilafah ("Soldaten des Kalifats") forderte Frankreich auf, die "feindliche" Politik gegenüber Muslimen einzustellen.

15:47 Uhr: Wie jetzt bekannt gegeben wurde, starb Merah durch einen Kopfschuss.

15:19 Uhr: Fünf Polizisten sind bei dem Einsatz verletzt worden, keiner davon schwer.

14:53 Uhr: Möglicherweise hat Merah Bildaufnahmen seiner Morde im Internet verbreitet, so Valet.

14:51 Uhr: Die Polizei kam Merah durch den Computer seiner Mutter auf die Spur.

14:50 Uhr: Nach seiner Rückkehr aus Pakistan wurde Merah strafrechtlich nicht mehr auffällig.

14:49 Uhr: Beim Attentäter wurden zahlreiche Waffen und Geld sichergestellt.

14:48 Uhr: Merah habe sich während seines Gefängnisaufenthalts radikalisiert, so Valet. Aber er habe kein terroristisches Verhalten an den Tag gelegt. Allerdings hat er andere Mithäftlinge angegriffen und einen Suizidversuch unternommen.

14:47 Uhr: Drei Familienangehörige Merahs sind in Gewahrsam, so Valet.

14:45 Uhr: Der Killer trug eine schusssichere Weste, erklärt Staatsanwalt Valet bei einer Pressekonferenz. Er feuerte 30 Schüsse auf die Polizisten.

14:42 Uhr: Der Leichnam von Merah wird noch heute obduziert.

14:25 Uhr: Der Serienkiller soll sich durch Kontakte mit dem salafistischen Islam radikilaisiert haben.

13:57 Uhr: Die Polizisten erschossen Mohammed Merah bei seinem Sprung aus dem Fenster. Nach Polizeiangaben war er schon tot, als er auf dem Boden aufschlug.

13:28 Uhr: In seiner bewegenden Rede erklärte Sarkozy, dass der Serien-Killer "identifiziert und außer Gefecht gesetzt". Alle Versuche, ihn lebend zu fangen, seien gescheitert: "Es hat bereits zu viele Tote gegeben."

13:25 Uhr: Sarkozy mahnt zur Wachsamkeit gegenüber terroristischer Gesinnung und kündigt harte Strafen an.

13:23 Uhr: Weitere Ermittlungen sollen zweigen, ob der Toulouse-Killer Komplizen hatte. Sarkozy warnt vor Pauschalurteilen gegen die muslimischen Teile der französischen Bevölkerung.

13:22 Uhr: Jetzt tritt Sarkozy vor die Presse. Er spricht nochmal den Familien der Opfer von Mohammed Merah sein beileid aus. Zudem dankt er den Polizisten vor Ort.

13:13 Uhr: Bei der Stürmung der Wohnung und der Tötung von Merah sollen rund 300 Schüsse gefallen sein.

13:09 Uhr: Für 13 Uhr angekündigt verzögert sich die PK von Sarkozy weiter.

12:53 Uhr: In wenigen Minuten findet eine Pressekonferenz von Nicolas Sarkozy statt.

12:50 Uhr: Die ersten vereinzelten Anrainer dürfen wieder kurz in ihre Wohnungen.

12:48 Uhr: Offenbar wurde nur ein Polizist verletzt, zwei weitere erlitten einen Schock.

12:34 Uhr: Noch ist nicht klar, ob die Leiche von Mohammed Merah noch vor Ort ist oder abtransportiert wurde.

12:27 Uhr: Der Toulouse-Killer soll schießend aus dem Badezimmer gestürmt und dann aus dem Fenster gesprungen sein. Danach wurde er tot am Boden aufgefunden.

12:14 Uhr: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy meldet sich zu Wort. Er gratuliert den Beamten in Toulouse.

12:11 Uhr: Guéant ist "froh, dass das Problem gelöst werden konnte."

12:06 Uhr: Guéant berichtet, dass Merah mitgeteilt habe, dass er sich doch nicht ergeben wollte. Deswegen habe man sich zum Sturm auf die Wohnung entscieden. Dabei ging man aber mit Bedacht vor. Mehrere technische Hilfsmittel wurden eingesetzt und Merah so in seinem Badezimmer lokalisiert.

12:02 Uhr: Claude Guéant, Innenminister Frankreichs, bestätigt den Tod des Toulouse-Killers. Es wurden nur zwei Polizisten verletzt. Er spricht von einem der brutalsten Einsätze, die er je erlebt habt.

11:56 Uhr: Angeblich steht bereits ein Leichenwagen vor dem Haus.

11:54 Uhr: Der Toulouse-Killer war auf seiner "Flucht" noch bis auf das Nachbargrundstück gelangt.

11:51 Uhr: Unbestätigten Meldungen zu Folge soll Merah bei seiner Flucht noch auf die Polizisten geschossen haben. Ein Experte der Polizei glaubt, dass er so seine Tötung provozieren wollte.

11:50 Uhr: Laut "Le Point" soll Merah eine Tasche mit unbekanntem Inhalt bei sich tragen. Es könnte sich um Sprengstoff handeln.

11:46 Uhr: Experten glauben nicht, dass Merah flüchten wollte, sondern dass es sich "suicid by cop" handelt.

11:41 Uhr: Der Toulouse-Killer wollte offenbar mit seiner Kalaschnikow flüchten.

11:40 Uhr: Bei dem Schusswechsel sollen auch drei Polizisten, einer davon schwer, verletzt worden sein.

11:36 Uhr: Der Serien-Killer von Toulouse ist tot!

11:30 Uhr: Der Schusswechsel ist jetzt deutlich zu hören - ganze Salven werden abgefeuert.

11:29 Uhr: Offenbar hält sich Merah im Badezimmer seiner Wohnung auf.

11:28 Uhr: Augenzeugen berichten laut 20min.ch von Erschütterungen.

11:25 Uhr: Offenbar arebiten sich die Polizisten nur sehr langsam in die Wohnung von Merah vor. Zu groß ist die Angst vor einer Falle des Killers.

11:24 Uhr: Vor dem Haus ist ein krankenwagen mit Blaulicht in Stellung gegangen.

11:20 Uhr: Die Polizei vor Ort glaubt, dass der Einsatz schnell zu Ende sein wird.

11:14 Uhr: AFP berichtet, dass die Polizei in der Wohnung des Toulouse-Killers ist.

11:02 Uhr: Die Einsatzkräfte treffen nun Vorbereitungen für den Zugriff. Frankreichs Innenminister bestätigt entsprechende Medienberichte.

10:41 Uhr: Augenzeugen berichten soeben von drei Explosionen am Einsatzort.

10:14 Uhr: Ein schwarzer Wagen ist nun hinter dem Haus in Stellung gebracht worden. Sanitäter sollen in das Haus gegangen sein. Hat sich der Killer umgebracht?

09:39 Uhr: Soeben wurde bekannt, wer die nächsten Opfer des Toulouse-Killers sein sollten: Auf seiner Todesliste standen der Leiter der Kriminalitätsbekämpfung von Toulouse sowie ein Beamter der Zentralen Direktion für Nachrichtenbeschaffung. Doch die Einsatzkräfte konnten ihn vorzeitig aufspüren und weiteres Blutvergießen verhindern.

09:20 Uhr: Bevor der Kontakt abgebrochen ist, hat Mehra noch erklärt, er wolle mit der "Waffe in der Hand sterben".

08:51 Uhr: Der Nervenkrieg in Toulouse dauert nun schon seit über 30 Stunden.Seit Mittwoch 03:00 Uhr früh hält sich der Al-Kaida-Terrorist in seiner Wohnung verschanzt. Die Polizei setzt auf Zermürbungs-Taktik. Strom im Haus und in der Siedlung wurden abgestellt. In der Nacht kam es zu kontrollierten Detonationen. Doch der algerischstämmige Franzose hat keinerlei Reaktionen gezeigt. Völlig unklar ist aber, ob der Killer noch am Leben ist.

08:01 Uhr: Die ganze Nacht versuchten die Elitepolizisten in einem aufreibenden Nervenkrieg, den mutmaßlichen Täter zur Aufgabe zu bewegen. Die Polizei hat Gas und Strom im ganzen Wohnviertel gekappt und mehrere Explosionen in der Nähe des Wohnhauses ausgelöst, um ihn einzuschüchtern. Offensichtlich setzt sie darauf, dass der Mann erschöpft aufgibt oder mit wenig Risiko überwältigt werden kann.

Toulousse-Killer von Polizei umstellt

07:33 Uhr:
Innenminister Claude Gueant betonte, es habe in den vergangenen Stunden keine Gespräche mit Mohammed Mehra gegeben. "Wir haben während der Nacht keinen Kontakt mit ihm gehabt, alle Hypothesen sind möglich; wir hoffen, er lebt noch", erklärte Gueant. M. habe erklärt, er wolle mit der Waffe in der Hand sterben.

06:00 Uhr
Detonationen vor dem Haus gehört. Augenzeugen berichteten, dass sich die Feuerwehr in einer Nebenstraße offenbar auf einen Einsatz vorbereite. Der mutmaßliche Attentäter hat sich seit mittlerweile knapp 30 Stunden in einem Mehrfamilienhaus verschanzt.

Auf der nächsten Seite alle Hintergrund-Infos!

Hintergrund:
Der 23-jährige Mehra erscheine seit Mittwochabend in einem "sehr verschlossenen Zustand" und weigere sich, sich zu ergeben, sagte eine den Ermittlern nahestehende Quelle am Donnerstag. Zugleich wirke er sehr "entschlossen". Zuvor hatte der Mann bei Verhandlungen über Funk mit den Eliteeinheiten vor dem Haus angegeben, sich ergeben zu wollen, hatte dies dann aber nicht getan.

Mehra hält sich seit Mittwoch 03.00 Uhr in der Wohnung verschanzt. Mehrere Versuche, die Wohnung in der Nacht auf Mittwoch zu stürmen, scheiterten, da der schwer bewaffnete Mann durch die Tür auf die Polizisten schoss - und mindestens zwei von ihnen verletzte. Im Austausch gegen ein Telefon übergab er später einen Colt - die mögliche Tatwaffe bei den Morden an insgesamt sieben Menschen in Südfrankreich in den vergangenen Tagen.

Im Kontakt mit der Polizei habe er zugegeben, dass er schon für Mittwoch einen weiteren Anschlag gegen einen Soldaten geplant hatte. Zudem habe er zwei Polizisten töten wollen. Der Franzose algerischer Herkunft soll in Toulouse und Umgebung drei Soldaten sowie bei seinem Anschlag auf eine jüdische Schule am Montag drei jüdische Kinder und einen Rabbiner kaltblütig erschossen haben. Mehrere Personen aus seinem Umfeld wurden festgenommen, darunter waren die beiden Schwestern und Brüder des Mannes.

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