Nach mehreren brutalen Vergewaltigungen gehen die Wogen hoch.
Die Wut in Teilen Österreichs und anderen Gegenden Mittel- und Nordeuropas ist groß. Die Worte Sex-Attacke und Flüchtling sind für viele Menschen beinahe untrennbar miteinander verbunden. Zu unrecht, erläutert Professor Jörg Kinzig, Direktor des Tübinger Instituts für Kriminologie. Das berichtet Focus.
"Die Gewaltkriminalität (Anm.: in Deutschland) insgesamt ist zurückgegangen, obwohl so viele Flüchtlinge gekommen sind. Bei Mord und Totschlag gab es ein Minus von 2,9 Prozent. Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung ein Minus von 4,4 Prozent", führt Kinzig aus. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 13 Sexualmorde. Statistisch gesehen werde dabei einer von einem Jugendlichen verübt – "egal, wo der herkommt".
Derzeit leben rund 64.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland. Diese Jugendlichen sind oft durch Kriegserlebnisse und ihre Flucht traumatisiert, dazu kommt noch die Sprachbarriere. Zudem entstammen viele der Flüchtlinge Familien, in denen Gewalt eine große Rolle spielt - ein unterschätztes Problem. "Schockierend war: So gut wie jeder hatte auch elterliche Gewalt erlebt", erklärt Psychologin Maggie Schauer von der Universität Konstanz. Dennoch sind diese Menschen "nur" "gefährdet und nicht gefährlich".
"Der Fall in Freiburg (Flüchtling vergewaltigt und ermordet Studentin) ist eine Katastrophe und unentschuldbar - aber er hat mit Flüchtlingen nichts zu tun, sondern mit sexualisierter Gewalt, die bekämpft werden muss", sagt BumF-Referentin Ulrike Schwarz: "Wir finden es schwer, ohne Einzelfallkenntnis den Grund für diese schreckliche Tat in der Flüchtlingseigenschaft des jungen Mannes zu suchen."
Kinzig dazu: "Mir war klar, dass viele diesen Kontext herstellen würden. Aber durch Zahlen lässt sich so etwas nicht belegen. ... Die meiste Gewaltkriminalität kommt aus den Reihen junger Männer", sagt Kinzig. "Junge geflüchtete Männer verhalten sich wie deutsche junge Männer auch."