Enger Abbas-Berater
Sex-Skandal um Palästinenser-General
17.02.2010
Ein Einstellungsgespräch wird zum Porno. Hier die skandalösesten Szenen.
Ein wohlbeleibter Mann sitzt breitbeinig auf seinem Sofa. Eine Frau kniet sich vor ihm nieder. Beide fummeln an der Kleidung. Dann geht der etwas unscharfe Pornofilm in Schwarzweiß, von einer versteckten Kamera aufgenommen, weiter im Schlafzimmer. Der Mann entkleidet sich und legt sich unter die Decke und wartet auf die Frau, für die Fortsetzung des "Einstellungsgesprächs". Er ruft noch: "Soll ich das Licht ausschalten? Oder wie machen wir weiter?" Doch der erwartete Höhepunkt gestaltete sich anders, als erwartet. Plötzlich stehen drei Männer im Zimmer, fordern den Mann auf, sich anzuziehen und führen ihn ab.
Enger Berater des Präsidenten
Fahmi Shabaneh, ein
Palästinenser im Generalsrang, seit sechs Jahren damit befasst, die
Korruption in den palästinensischen Gebieten zu prüfen, hatte heimlich
Kameras in den Wohnungen führender Mitarbeiter des Präsidenten Mahmoud Abbas
(Abu Mazen) installieren lassen, so auch in der Wohnung von Rafik
al-Husseini, dem zweiten Mann in der Autonomiebehörde und engsten Berater
des Präsidenten.
Shabaneh entdeckte zudem in den Archiven der Autonomiebehörde, wie schon unter Abbas' Vorgänger Yasser Arafat hohe Beamte Hunderte Millionen Dollar einfach von den Bankkonten der Behörde abgehoben hatten. Oder wie für Grundstückskäufe weit höhere Summen angegeben wurden, als die Grundstücke tatsächlich kosteten. Die Differenz wanderte in die Taschen der Beamten. Sogar Familienangehörige von Abbas sollen sich an den Spendengelder der EU "bedient" haben.
SMS abgefangen
Abbas war überhaupt nicht amüsiert über die Akten
und auch nicht über den Pornofilm mit seinem engsten Berater als
Hauptdarsteller. Wie sich herausstellte, nutzten offenbar hohe
palästinensische Beamte ihre Allmacht, indem sie beim Einstellungsgespräch
von künftigen Sekretärinnen eine umfassende Bedienung forderten. Shabaneh
will auch SMS-Nachrichten Husseinis an eine andere Frau abgefangen haben, in
denen der Abbas-Berater der Frau ein unzweideutiges Vorgehen vorschlägt.
Abbas tat zunächst nichts. Shabaneh beschloss daraufhin, seinem Präsidenten und obersten Chef ein Ultimatum zu stellen. Mitsamt Dokumenten und Videokassetten ausgestattet, wandte er sich vor einer Woche an den 10. Kanal des israelischen Fernsehens, einen kommerziellen Sender, der das brisante Material in den Nachrichten vor einem weiteren Kapitel einer populären Reality-Show versendete.
Aufdecker vorsorglich verhaftet
Nun war der unerhörte Skandal in
der sonst so konservativen Autonomiebehörde perfekt. Die Autonomiebehörde
bezichtigte zunächst den israelischen Geheimdienst wegen einer
"Schmutzkampagne" gegen Präsident Abbas. Der gefilmte Husseini redete von
einer "Verschwörung von zwei Seiten", der Autonomiebehörde und Israels.
Dennoch blieb Abbas keine Wahl. Er entließ seinen Chefberater Husseini und
befahl die Einrichtung einer Untersuchungskommission, um festzustellen, ob
die gefilmten Szenen mit dem peinlichen Techtelmechtel echt seien.
Gleichzeitig wurde Shabaneh, der den Skandal aufgedeckt hatte, vorsorglich von den Israelis verhaftet, wegen "Kontakt zu einem fremden Geheimdienst". Shabaneh lebt in Ostjerusalem und besitzt deshalb einen israelischen Ausweis. Sechs Jahre lang störte es die Israelis nicht, dass er ein hohes Amt im palästinensischen Geheimdienst bekleidete und Untergebener des früheren Geheimdienstchefs Tawfik Tirawi war, der inzwischen selber wegen Korruption entlassen worden ist. Unklar ist, ob die Israelis nun Shabaneh auf Geheiß des palästinensischen Präsidenten verhaftet haben oder weil er selber in Korruption verwickelt ist und hohe Beamte erpresst hat, um auf den Posten des Vizegouverneurs von Jerusalem berufen zu werden, wie Sprecher der Fatah-Organisation behaupteten.
Kuss als unerträgliche Schande
Es gab schon sogenannte
Sex-Skandale in der Palästinensischen Autonomiebehörde. Es reichte ein Foto,
das einen Mann zeigte, der die Hand einer Frau hielt oder ein Briefchen mit
dem Wunsch nach einem Kuss. Derartiges gilt unter den Palästinensern schon
als unerträgliche Schande. Doch der jetzt aufgetauchte Film übertrifft
alles, was man sich in Ramallah vorstellen konnte. Für den ohnehin
angeschlagenen Präsidenten Abbas ist das kein Ruhmesblatt. Seine Amtszeit
ist seit Jänner abgelaufen. Neuwahlen konnten bisher nicht festgelegt
werden, sodass die Legitimität der Regierung und des Präsidenten von seinen
vielen Gegnern, darunter auch der Hamas, in Frage gestellt wird.
Inzwischen wurde ein weiterer Skandal bekannt. Mujahed Nimer, ein hochrangiger Offizier in den palästinensischen Sicherheitsdiensten wurde wegen des Verdachts verhaftet, die Ermordung führender Beamter und Mitarbeiter des Präsidenten geplant zu haben.