Russland
Snowden will zurück in die USA
29.05.2014
NSA-Enthüller bemüht sich um Verlängerung des Visums in Russland.
Der frühere Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat sich in seinem ersten Interview im US-Fernsehen dafür ausgesprochen, in seine Heimat zurückkehren zu können. "Wenn ich irgendwohin in der Welt gehen könnte, dann wäre das zurück nach Hause", sagte Snowden in dem am Mittwochabend (Ortszeit) vom Sender NBC ausgestrahlten Gespräch. Darin warb er um Verständnis für seine Enthüllungsaktionen.
Ihm sei es von Anfang an darum gegangen, seinem Land zu dienen, sagte der wegen Geheimnisverrats von der US-Justiz gesuchte Ex-Spion. Der "massive Bruch" der US-Verfassung durch den NSA-Geheimdienst habe ihm keine andere Wahl gelassen, als dessen weltweite Spionageaktivitäten zu enthüllen.
Ob für ihn "Amnestie oder Gnade" in Frage komme, müsse die "Öffentlichkeit" entscheiden, sagte Snowden. Auf einen raschen Meinungsumschwung in den USA glaubt er aber nicht, denn er kündigte an, sein am 1. August auslaufendes Visum für Russland verlängern zu wollen. Seine Flucht vor einem Jahr habe er nie in Russland beenden wollen. Er sei auf dem Weg nach Lateinamerika gewesen, als die USA seinen Reisepass für ungültig erklärt hätten, sagte Snowden.
In dem Interview setzte sich der Ex-Geheimdienstmitarbeiter auch gegen Kritiker zur Wehr, die seine Rolle beim NSA infrage stellen. Er sei "als Spion" ausgebildet worden und habe als Geheimagent im Ausland gearbeitet. "Wenn die Leute also sagen, dass ich nur ein unwichtiger Systemadministrator bin und nicht weiß, wovon ich spreche, ist das ein bisschen irreführend", sagte Snowden. Er habe als "technischer Experte" für die US-Geheimdienste CIA und NSA sowie als Ausbildner beim Militärgeheimdienst DIA gearbeitet.
Snowden sagte weiter, er habe zwar einen Decknamen gehabt, aber nicht "mit Menschen" gearbeitet und beispielsweise "keine Agenten rekrutiert". Seine Aufgabe sei es gewesen, "für die Vereinigten Staaten Systeme zum Laufen zu bringen". Das habe er "auf allen Ebenen" gemacht - "von ganz unten" bei Außeneinsätzen "bis ganz nach oben".
Die US-Regierung zeigte sich unbeeindruckt von Snowdens Äußerungen und erneuerte ihre Vorwürfe gegen den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter. US-Außenminister John Kerry sagte, Snowden habe "sein Land verraten" und den USA schweren Schaden zugefügt. Er solle ein Mann sein und sich der US-Justiz stellen. Ähnlich äußerte sich die Nationale Sicherheitsberaterin von Präsident Barack Obama, Susan Rice.
Snowdens deutscher Anwalt Wolfgang Kaleck deutete vor einigen Tagen an, dass sein Mandant unter bestimmten Bedingungen bereit sei, in die USA zurückzukehren. Es gebe Verhandlungen mit dem Ziel, zumindest mittelfristig eine Lösung zu finden, die für Snowden "erträglich" sei, sagte Kaleck dem Magazin "Der Spiegel".
In Deutschland beschloss der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags zwar eine Befragung Snowdens. Allerdings ist unklar, ob diese stattfinden wird. Die Bundesregierung will aus Rücksicht auf die US-Regierung nicht für Snowdens Sicherheit einstehen. Snowden kündigte zuletzt auch brisante neue Enthüllungen zu Deutschland an.