Joe Biden enttäuschte im TV-Duell gegen Donald Trump auf ganzer Linie.
Ein ins Stocken geratender und sich verhaspelnder Joe Biden (81), ein energischer und konzentrierter Donald Trump (78): Im ersten TV-Präsidentschaftsduell des Wahljahres war nach Ansicht vieler Beobachter der voraussichtliche Herausforderer dem Amtsinhaber überlegen. Biden sparte in der Debatte in der Nacht auf Freitag zwar ebenso wie sein Kontrahent nicht mit harten Angriffen und nannte Trump einen "Versager" und notorischen Lügner, wirkte aber insgesamt nicht auf der Höhe.
Dies wurde ein Stück weit sogar von Bidens Vizepräsidentin Kamala Harris eingeräumt. Sie sagte, Biden habe einen "langsamen Start" in die Debatte gehabt, aber dann einen "starken Schluss" hingelegt. Der Präsident selbst zog ein positives Fazit: "Ich denke, wir haben uns gut geschlagen", sagte er beim Besuch eines Waffel-Restaurants nach der Debatte.
Trump hat klar gewonnen
Eine CNN-Umfrage ergab jedoch, dass 67 Prozent der Zuschauer in Trump den Gewinner des Duells sahen. Biden - mit seinen 81 Jahren der älteste Präsident der US-Geschichte - sprach in der 90-minütigen Debatte am Hauptsitz des Senders CNN in Atlanta (Georgia) mit heiserer Stimme, stockte und verhedderte sich wiederholt in seinen Formulierungen. Zudem ließ er Sätze unbeendet und starrte mit geöffnetem Mund vor sich hin, während sein Kontrahent sprach.
Erkältung
Nach Angaben seines Wahlkampfteams litt der Präsident an einer Erkältung. Der Demokrat Biden nährte mit seinem Auftritt jedoch die Zweifel im eigenen Lager, ob er fit genug ist für eine zweite Amtszeit. Es sei ein "wirklich enttäuschender Abend" für den Präsidenten gewesen, räumte Bidens frühere Kommunikationsdirektorin Kate Bedingfield ein. Eine Kongressangestellte, die für einen Senator der Demokraten arbeitet, sagte, bei ihrem Boss und anderen Vertretern aus der ersten Reihe sei bereits Panik ausgebrochen. Ein Spendensammler der Partei sagte, er gehe davon aus, dass der Geldstrom in Richtung Bidens Wahlkampfkasse nun versiegen werde. "Geld folgt der Begeisterung. Wie kann jetzt auch nur irgendwer ernsthaft sagen: 'Spendet für Joes Wahl'."
Trump - mit seinen 78 Jahren nicht wesentlich jünger - wirkte hingegen fokussiert und agil und war auch für seine Verhältnisse relativ zurückhaltend. Dennoch verbreitete der voraussichtliche erneute Präsidentschaftskandidat der Republikaner erneut zahlreiche eklatante Falschbehauptungen, etwa über vermeintlichen Wahlbetrug bei seiner Niederlage gegen Biden 2020 und eine angeblich dramatische Zunahme von Gewaltdelikten durch illegal ins Land gelangte Migranten.