Herbert Bauernebel LIVE

So erlebt ÖSTERREICH-Reporter den Hurrikan

29.10.2012

375.000 Menschen wurden gezwungen, ihre Wohnung zu verlassen. Unter ihnen: Reporter Herbert Bauernebel.

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ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel lebt in der Krisen-Zone in New York. Hier bloggt er für Sie, wie er den Monster-Hurrikan erlebt.

[20:40 Uhr] Der LaGuardia-Airport steht unter Wasser, wie ein Bild von JetBlue Airways zeigt. Der Flughafen soll wegen der Schäden auch am Mittwoch noch geschlossen bleiben.

 

[18:40 Uhr] Tragisch: Bin vor dem Haus von Tony Laino, Queens, der von einem Baum erschlagen wurde. Sein Bruder tritt aus Wut gegen einen Baumstumpf.

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[17:22 Uhr] Feuer in der Broad Street nahe der New Yorker Börse, ein Generator ist durchgeschmort. Eine beißende Rauchfahne weht durch den Finanzdistrikt.

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[16:38 Uhr] Battery Park: Der Brooklyn-Tunnel ist komplett geflutet. Öl auf der Straße, es riecht nach Benzin, Asphalt ist rutschig, weiter Sturmböen. Ein Offizieller meint: Die Reparatur kann ein Jahr dauern.

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[16:18 Uhr] Weiter kein Strom im Zentrum von New York, Ampeln funktionieren nicht, Häuser werden leer gepumpt, Ground Zero ist geflutet:

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[15:35 Uhr] Der Battery Brooklyn-Tunnel ist komplett geflutet. Offizieller sagt mir: Die Reparatur kann ein Jahr dauern:

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[14:41 Uhr] Die Sturmnacht von New York hatte auch ihre Spinner. So berichten New Yorker Medien über einen Mann, der am Montagabend (Ortszeit) mitten im Wirbelsturm "Sandy" mit seinem Jet-Ski im New Yorker Hafen herumgefahren ist. "Der Typ muss völlig irre sein", sagte eine Reporterin des Senders NBC. Etwa eine Stunde, bevor "Sandy" auf Land traf, kreiste der Mann vergnügt durch die hohen Wellen.

[13:20 Uhr] Auch James Bond-Darsteller Daniel Craig ist von "Sandy" betroffen: Nach der Deutschland-Premiere von "Skyfall" wollte der Star nach New York fliegen. Doch der Hurrikan macht ihm einen Strich durch seine Pläne. Ursprünglich sollte der Film bei einer Sondervorstellung in Manhatten vorgestellt werden.

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[12:13 Uhr]  Die Wall Street bleibt auch am heutigen Dienstag geschlossen. Der Hurrikan "Sandy" hält die Börsianer einen weiteren Tag von der Arbeit ab. Ab Mittwoch sollen die Aktienbörsen in New York dann wieder öffnen, sofern es die Wetterbedingungen zulassen.

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[11:01 Uhr] Aus jetziger Sicht sollte der normale Flugverkehr nach New York ab Mittwoch wieder möglich sein, noch sei aber nicht absehbar, inwieweit der JFK-Airport von "Sandy" Schäden davongetragen hat. Den Fluggästen wird daher geraten, sich via Internet auf dem Laufenden zu halten.

[09:55 Uhr] Die National Football League (NFL) reagiert auf den Hurrikan und verlängert die Transferperiode um zwei Tage verlängert. Ursprünglich sollte die Wechselfrist am Dienstag enden, sie wurde nun aber auf Donnerstag 16.00 Uhr (Ostküstenzeit) verschoben.

[08:27 Uhr] Der Franklin Delano Roosevelt Drive - die New Yorker Stadtautobahn am East River -  ist überflutet:

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[05:33 Uhr] Das New Yorker Universitätskrankenhaus wird evakuiert. 200 Patienten, darunter 20 Babys, müssen in umliegende Spitäler verlegt werden, weil der Notstromaggregat ausgefallen ist:

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[02:37 Uhr] Gouverneur Andrew Cuomo besichtigt den Schaden am gefluteten Battery-Tunnel.

[02:01 Uhr] Die Lobby meines Hotels steht total unter Wasser. Die Fluten schießen in den Tunnel wie die Niagara-Fälle. Totale Katastrophe.

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[01:31 Uhr]: Es brennt in der Rector-Street-Subway-Station!

[0:53 Uhr]: Flut drückt Wasser aus den Kanalgittern auf Straße. Flut kriecht tiefer in den Bezirk. Licht aus in halb Downtown.

[0:02 Uhr] Wasser steigt: Wasser überschwemmt Strandpromenade im Battery Park. Höhere Pegel als bei Hurrikan Irene. Erste Straßenzüge in Battery Park City versinken in Fluten, Polizei stoppt Taxi in letzter Minute vor tiefem Wasser.

[22:27 Uhr] Auge verfehlt New York: "National Hurrican Canter" (NHC) erwartet nun das Aufprallen des Auges mit Dauerwinden von 144 km/h auf die US-Küste um 18 Uhr nahe den Ort "Ocean View" in New Jersey an der Grenze zu Delaware. Das Auge des Monstersturmes hat damit New York weit verfehlt. Schwerste Schäden werden in Delaware, New Jersey und Maryland erwartet.

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[22:03 Uhr] Sturm macht sich bemerkbar: Trümmer krachten auf die Fifth Avenue auf der Höhe 31. Straße von einem nahen 20 Stockwerke hohen Rohbau. Niemand wurde verletzt. Stärkste bisher im Central Park gemessene Windböe: 88,51 km/h. 

[21:43 Uhr] Wasserpegel steigt: Wasserpegel in Battery Park City an der Mündung des Hudson in den New Yorker Hafen stieg in den letzten Stunden dramatisch. Wellen schwappen nun bereits über die Flussmauer. Flut ist für 20:30 angesagt, Behörden befürchten verheerende Überschwemmungen. Bedroht sind unterirdische Stromverteiler-Stationen: Eine Zerstörung würde zu  massiven Stromausfällen führen. Irrer fährt mit einem Jetski den Hudson-Fluss hinauf. Verrückt. 

[21:27 Uhr] Brücken gesperrt: Alle Brücken und Tunnel aus Manhatten sind oder werden in Kürze gesperrt. Drei Millionen Menschen sind auf der Hochhausinsel isoliert. Hunderte Schaulustige stehen weiter im peitschenden Regen und beobachten den im 90. Stock hängenden Kran. Ein kleineres Teil stürzte bereits herunter und verfehlte ein Taxi um nur wenige Meter. In zehn US-Staaten sind bereits 500.000 ohne Strom. Atlantic City in New Jersey wurde komplett überflutet, die Sturmflut wusch über den weltberühmten "Boardwalk" drüber.

[21:02 Uhr] Küste in Aufruhr: Verheerende Wellen branden gegen die Küsten von New Jersey Stunden vor dem Eintreffen des Auges. Wetterreporter von TV-Kanal NBC wird fast von Windböen umgeblasen. Der Strand ist praktisch verschwunden in der tosenden Gischt. Wetterradar zeigt, dass tatsächlich an der Rückseite des Sturmes in West Virginia bereits Schnee fällt. Der "Frankensturm" saugt nun kalte Luft aus dem Norden an. Der Luftdruck im Zentrum des Tiefs fällt weiter, der Sturm intensiviert sich. 

[20:49 Uhr] Sturm hat sich beschleunigt: Sandy soll nun gegen 18 Uhr Ortszeit an die Küste von New Jersey prallen südlich von New York. Windstärke weiter um 144 km/h. Erste heftige Regenbänder peitschen über New York, Böen im Central Park von 80 km/h gemessen. Probleme nun auch beim World Trade Center. Einer der beiden Kräne an der Spitze soll demoliert sein, Teile im Wind hängen. An der Stadtautobahn "FDR Drive" stürzte ein Baum auf ein Polizeiauto. 

[20:19 Uhr] Ausläufer erreicht New York: Die ersten heftigen Windböen rasen über Manhatten hinweg. In Queens wurden Böen von über 100 km/h gemessen. Und es kam zur ersten ernsten Krise: Am höchsten Luxus-Wohngebäude der Stadt, das am Südrand des "Central Park" gerade errichtet wird, hängt vom Rohbau des 90. Stockes ein Baukran. Der Arm des Krans baumelt damit bedrohlich in über 300 Meter Höhe über der 57. Straße. Bewohner in anliegenden Gebäuden wurden evakuiert. Die Polizei hat die Straßen großräumig gesperrt. Der nun starke Wind könnte die Metallträger mehrere Blöcke weit schleudern. Das Luxusgebäude sorgte jüngst für Schlagzeilen, als das Top-Duplex um $90 Mio. verkauft wurde.

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[17:00 Uhr]  „Evakuierung“: Ich höre das Wort am iPhone am Weg zum Fußballspiel. Bürgermeister Michael Bloomberg (70) hat sie angeordnet. 375.000 Menschen sind auf der Flucht, wir haben wenige Stunden Zeit. Viele reagieren zornig. Alle telefonieren, rufen hektisch Hotels durch. Oder Freunde. Michelle, die Mutter eines Freundes meines Sohnes, ist panisch: „Ich kann den Vater nicht erreichen!“ Sie hat Tränen in den Augen. Fast wie ein böses Omen weht eine erste starke Windböe über den Platz.

Endlich finden wir ein Hotel: Das „Westin“ bei der „Grand Central Station“ . 700 Dollar für zwei Nächte. Wir haben keine Wahl: Vor unserem Gebäude am Südzipfel Manhattans droht mit 3,3 Metern die höchste jemals gemessene Sturmflut. Der Bezirk könnte absaufen. Beim Eingang türmen Arbeiter Sandsäcke auf. Es wirkt hilflos.

„Das ist Evakuierungs-Zone“ melden Polizisten. Einige wollen bleiben. Der Rezeptionist warnt: „Wir stellen die Lifte ab, die Türen werden verriegelt“. Ein Polizeiwagen rollt vorbei: „Das ist Evakuierungszone!“, tönt es aus den Lautsprechern. Im nahen „Whole Foods“-Supermarkt in TriBeCa ist die Hölle los. Hunderte nervöse Einkäufer räumen die Regale leer: Wasser, Kerzen, Batterien, Taschenlampen, Konservendosen, Brot. Wir füllen die Koffer mit dem nötigsten, beantworten Emails von Verwandten: „Seid ihr ok? Wie schlimm wird der Sturm?“

Ich fahre mit den Taxi mit meiner Frau und meinen beiden Kindern (10, 5) mit dem Taxi ins Hotel. Die nächtliche Skyline glitzert noch. In wenigen Stunden ist der Monstersturm da.

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