Westen ist besorgt
So helfen Putin und Erdogan dem IS
02.12.2015
Der Streit zwischen den beiden, könnte den Kampf gegen ISIS bremsen.
Den Zwist zwischen Russland und der Türkei könnte man auf diplomatischer Ebene getrost als Eiszeit beschreiben und wie es den Anschein macht, wird die bilaterale Erwärmung in Zukunft auch ausbleiben. Die Situation nach dem Abschuss des russischen Kampfjets spitzt sich immer weiter zu und das bereitet auch dem Westen besondere Sorge.
Was bisher geschah
Russland verlangte eine Entschuldigung. Absolut unmöglich, „Wir haben ja nichts falsch gemacht“, hieß es seitens der Türkei. Wladimir Putin platzte der Kragen. Er verhängte drastische wirtschaftliche Sanktionen über das Land. Russland ließ nicht locker und behauptete, dass Recep Tayyip Erdogan Öl-Geschäfte mit dem IS mache. „Wir haben jeden Grund zu glauben, dass die Entscheidung zum Abschuss unseres Flugzeugs von dem Willen bestimmt war, die Öl-Lieferrouten zum türkischen Territorium zu sichern”, giftete der Kreml-Chef in Paris. Harter Tobak! Erdogan lässt sich so etwas natürlich nicht gefallen und wies die Anschuldigungen als „Verleumdung“ zurück und holte selbst zu einem Faustschlag aus. Die Russen seien für den Tod Hunderter Zivilisten durch Luftangriffe auf Turkmenen in Nord-Syrien verantwortlich, so Erdogan.
Hin und Her gefährdet Anti-Terror-Kampf
Ein ewiges Hin und Her von dem Europa und die USA mittlerweile die Nase voll haben. Für sie gibt es momentan wichtigere Themen, als sich gegenseitig wilde Anschuldigungen an den Kopf zu werfen und dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren – den Kampf gegen ISIS. Spätestens die traurigen Anschläge von Paris rüttelten die internationale Gemeinschaft wach, sodass sich viele große Staaten dem aktiven Kampf gegen den Terror verschrieben haben und der ist jetzt durch das Katz-Maus-Spiel zwischen Putin und Erdogan gefährdet.
Obama mahnte beide ab
Das meint auch US-Präsident Barack Obama, der die beiden bei einem Gespräch mit Erdogan abmahnte. „Wir haben darüber beraten, wie wir einen diplomatischen Weg zur Lösung dieser Angelegenheit zu finden”, sagte Obama. „Ich habe Herrn Erdogan gesagt: ‚Wir haben alle einen gemeinsamen Feind, das ist der Islamische Staat.‘ Und ich will sicherstellen, dass wir uns auf diese Gefahr konzentrieren.“
Putin und Erdogan sind sich sehr ähnlich
Ob sich Erdogan oder Putin dadurch beeindruckt fühlen, bleibt abzuwarten. Immerhin sind sich beide Machthaber sehr ähnlich. Sie besitzen ein abnormal großes Ego. Ihr Stolz ist mindestens genau so groß und beide versuchen in ihrem Land die eigene Machtposition durch Unterdrückung anderer zu stärken. Aber tatsächlich sind die beiden wichtige Komponenten im Kampf gegen den Terror. Während andere Länder in den letzten Jahren immer weniger Militärpräsenz und –stärke zeigten, rüsteten Russland und die Türkei auf.
Der Westen sollte sich keinen zum Feind machen
Aber noch viel wichtiger ist, keinen der beiden zum Feind zu haben. Sollte sich keine Einigung finden lassen, wäre der Westen dazu verleitet sich einen der beiden als Bündnispartner zu sichern. Genau davor warnen Experten. Weder auf Putin, noch auf Erdogan kann man sich verlassen. Sie sind beide unberechenbar. Der Westen müsse darauf achten, die eigenen Interessen in der Krisenregion offensiver und mit eigener Kraft zu vertreten.
Unberechenbar
Das zeigt auch die aktuelle Situation in Syrien. Anstatt die Luftangriffe auf den IS zu konzentrieren, werden sowohl Kurden, als auch syrische Rebellen gezielt angegriffen. Nicht durch Kämpfer der Terrormiliz, sondern durch russische oder türkische Waffen. Sollte sich der Streit noch länger andauern und beide Machthaber immer mehr das Hauptziel aus den Augen verlieren, stärkt dies in letzter Konsequenz dem IS den Rücken.