Verdächtiger unschuldig
So kam es zur Festnahme-Panne der Polizei
21.12.2016
Gewissheit gab es am Dienstagabend: Die Polizei nahm den Falschen fest.
Schon zwei Stunden nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Montagabend konnte die Polizei Entwarnung geben: Man habe einen 23-jährigen Asylwerber aus Pakistan als Schuldigen festgenommen. Doch die Freude über die Festnahme dauerte nicht lange an, bald kamen Zweifel an der Schuld des Pakistaners auf. Am Dienstagabend gab es schließlich die Gewissheit: Der Verdächtige ist unschuldig.
Wie konnte das passieren?
"Wir haben viel zu früh Hurra geschrien, es hat viel zu gut gepasst", so ein Ermittler des Bundeskriminalamts zu BILD. Wie der Fehler passieren konnte, wird allmählich auch klar: Die Ermittler hätten 132 Tipps erholten, bei denen jedoch die Angaben zur Kleidung und zu den Verletzungen des Täters nicht übereinstimmten.
Darüber hinaus kam nun heraus, dass der Zeuge, der zur Festnahme des 23-Jährigen führte, den mutmaßlichen Todesfahrer gar nicht bis zum Eintreffen der Polizei verfolgt hatte, weil er ihn aus den Augen verlor. So agierte die Berliner Polizei rein nach der Personenbeschreibung des Zeugen.
Verdächtiger unschuldig
Am Dienstagabend wurde schließlich klar, dass der Festgenommene kaum der Todeslenker sein kann: Weder an seinen Händen noch an seiner Kleidung wurden Schmauch- oder Blutspuren entdeckt. Doch derjenige, der den Lkw steuerte, soll den polnischen Beifahrer erschossen haben.
Darüber hinaus enthielt das Mobiltelefon des Asylwerbers keinerlei Hinweise auf Verbindungen zu Terrorgruppen. Auch untypisch für einen religiös-radikalen Überzeugungstäter sei, dass der vorerst Festgenommene die Anschuldigungen vehement abstritt.
Todesfahrer wohl untergetaucht
Mittlerweile hatte der wahre Todeslenker aufgrund des Fahndungsfehlers jedoch über 24 Stunden Zeit um unterzutauchen. Sollte er sich noch nicht ins Ausland abgesetzt haben und sollte die Tat islamistisch motiviert sein, könnte er theoretisch auf ein großes Netzwerk von Unterstützern in Berlin vertrauen. Bis zu 500 IS-Sympathisanten soll es in der deutschen Bundeshauptstadt geben.